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In der Nähe des Hafens von Genua wurden Autos von der Sturmflut regelrecht ineinander verschoben.

Foto: EPA/LUCA ZENNARO

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Genua

Foto: dapd/Matteo Corner

Rom - Nach den sintflutartigen Überschwemmungen, die in Genua am Freitag sechs Menschenleben gefordert haben, steht Norditalien weiterhin im Würgegriff der Unwetter. Heftige Gewitter mit Starkregen entluden sich am Samstag in Ligurien und im Piemont. Vor allem unweit der Stadt Alessandria kam es zu Überschwemmungen und Erdrutschen, mehrere Familien mussten vorsorglich ihre Wohnungen verlassen.

Angst um Fluss Po

Die Behörden befürchten weitere Erdrutsche in der Gegend von Borghetto di Vara unweit der ligurischen Hafenstadt La Spezia, die bereits vergangene Woche von schweren Unwettern mit Opfern heimgesucht worden war. Aus Sicherheitsgründen wurden mehrere Straßen gesperrt. Der Zivilschutz befürchtet, dass wegen der heftigen Regenfälle der längste Fluss Italiens Po über die Ufer treten könnte.

Inzwischen sind Feuerwehrmannschaften und Freiwillige im Einsatz, um die Straßen Genuas von Schlamm und Geröll zu befreien. Nach tagelangen Regenfällen haben sich die Straßen und Gassen der Lagunenstadt in reißende Bäche verwandelt. Der Fluss Bisagno trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Stadtteile. Riesige Wasser- und Schlammmassen, die plötzlich durch eine Straße in der Innenstadt strömten, erdrückten vier Frauen und zwei Kinder, die in einem Hauseingang Zuflucht gesucht hatten. Das jüngste Opfer war erst elf Monate alt. Die Wassermassen drückten Schaufenster ein, Schlamm und Trümmer rissen zahllose Fahrzeuge mit.

In einigen Vierteln der Hafenstadt kam es zu Stromausfällen. Die Rettungsmannschaften mussten Dutzende Autofahrer in Sicherheit bringen. Erdrutsche wurden in den Genueser Vierteln Bavari und San Desiderio gemeldet. Geschäfte und Unternehmen wurden überschwemmt. Dutzende Familien mussten sich in den oberen Stockwerken der Wohngebäude in Sicherheit bringen. Einige Bewohner retteten sich vor den Fluten, indem sie auf die Dächer der Häuser kletterten. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

Bürger zornig

Empörte Bürger beschimpften die städtischen Behörden und beschuldigten sie, keine Vorbeutungsmaßnahmen ergriffen zu haben, obwohl seit Tagen heftige Regenfälle angesagt waren. Regierungschef Silvio Berlusconi betonte in einer Mitteilung, offensichtlich sei in der Stadt dort gebaut worden, wo man wegen der Gefahr von Hochwasser nicht hätte bauen dürfen. Der Papst sprach den Familienangehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Erst vor zehn Tagen hatten verheerende Unwetter die Regionen Ligurien und Toskana heimgesucht, bei denen zehn Menschen ums Leben gekommen waren. Laut Wetterexperten wird das schlechte Wetter im Norden noch mindestens über das Wochenende anhalten.

Erst vor zehn Tagen hatten verheerende Unwetter die Regionen Ligurien und Toskana heimgesucht, bei denen zehn Menschen ums Leben gekommen waren. Laut Wetterexperten wird das schlechte Wetter im Norden noch mindestens bis Wochenanfang anhalten.

Erdrutschgefahr

Schon 1970 waren in Genua bei Überschwemmungen 25 Menschen ums Leben gekommen. Italienische Geologen warnten vor Erdrutschgefahr in 70 Prozent der italienischen Gemeinden. Mehr als sechs Millionen Menschen würden in Italien in gefährdeten Gebieten leben. Die Zahlen sind erschreckend: Zwischen 1960 und 2010 seien bereits 3.407 Tote aufgrund von Erdrutschen und Überschwemmungen gemeldet worden. 5.581 italienische Gemeinden seien gefährdet, 100 Prozent des Gebiets in den Regionen Aostatal, Umbrien und Kalabrien ernsthaft bedroht.

Italien war in den vergangenen Jahren von schweren Erdrutschen betroffen. Das schlimmste Unglück ereignete sich im Mai 1998. Damals kamen 137 Personen in der süditalienischen Ortschaft Sarno südlich von Neapel ums Leben, als nach sintflutartigen Regenfällen eine Schlammlawine Dutzende Gebäude unter sich begrub. (APA)