Wien/La Paz - Drei Jahre nach der Verurteilung wegen Mordes an einem Wiener Paar in Bolivien hat am vergangenen Donnerstag der Bandenchef Ramiro Milan Fernandez Selbstmord begangen. Fernandez, der zu 30 Jahren Haft verurteilt worden ist, wurde tot in seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Chonchocoro in La Paz aufgefunden, wie mehrere bolivianische Zeitungen am Samstag berichteten. Er war Kopf einer Bande, die 2006 die Österreicher Peter Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) ermordet hatten.
Fernandez ist laut Medienberichten bereits der zweite Häftling in dem Hochsicherheitstrakt, der binnen zweier Tage gestorben ist. Das österreichische Außenministerium konnte gegenüber der APA keine Details über die Umstände seines Todes nennen. Laut bolivianischer Medien war es bekannt, dass es in Chonchocoro Übergriffe besonders auf Neuankömmlinge gibt.
Nach Angaben des Generaldirektors für den Strafvollzug, Jorge Antonio Sueiro, wurde Fernandez am Donnerstag um 22.30 Uhr in der Zelle tot aufgefunden. Er wies keine Anzeichen von Gewaltanwendung auf, die Behörden nehmen an, dass es sich um einen Selbstmord handelt.
Raubmord
Die Bande rund um Fernandez war bekannt dafür, sich als Polizisten auszugeben und ausländische Touristen zu entführen, um ihr Hab und Gut zu stehlen. Zu ihren Opfern zählten auch Peter Rabitsch und Katharina Koller, die Ende Jänner 2006 in Bolivien verschwanden. In der Folge wurden ihre Konten leer geräumt, im April wurden die Leichen der beiden Wiener auf einem Armenfriedhof in der bolivianischen Hauptstadt La Paz gefunden, zusammen mit der Leiche eines ebenfalls entführten Spaniers. Mehr als ein halbes Jahr später wurde Fernandez festgenommen, 2008 wurde ihm und seinen Komplizen der Prozess gemacht.
Die Ermittlungen nach dem Verschwinden des jungen Paares waren zunächst äußerst schleppend verlaufen, so dass schließlich zwei Wiener Kriminalbeamte nach Bolivien reisten, um ihren Kollegen unter die Arme zu greifen. Auch Bundespräsident Heinz Fischer hatte seinen Amtskollegen Evo Morales um Unterstützung bei der Suche nach den damals als vermisst geltenden Urlaubern ersucht.
Debatte ausgelöst
Der Fall bewegte nicht nur in Österreich die Öffentlichkeit, sondern löste in Bolivien eine Debatte über Korruption innerhalb der Polizei aus und führte zur Entlassung von Polizisten und Beamten, die in das Verbrechen verstrickt waren. So hatten Unregelmäßigkeiten innerhalb der Behörden zur Ablöse des ermittelnden Staatsanwalts geführt. Ihm wurde vorgeworfen, Ermittlungen gegen einen Polizisten verhindert zu haben, der angeblich in engem Telefonkontakt zu Fernandez stand.
In der Folge wurde die für schwere Kriminalfälle zuständige Polizei PTJ aufgelöst. In diesem Zusammenhang wurde eingeräumt, dass Verwicklungen der Exekutive in die organisierte Kriminalität ein ernstzunehmendes Problem darstellen. Danach ist die Polizei FELCC installiert worden. (APA)