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Ein Bild, welches die Verwüstung nur gering einfangen kann, die die Sekte Boko Haram angerichtet hat.

Foto: Nigerian Television Authority/AP/dapd

Damaturu - Bei einer Anschlagsserie im Norden Nigerias sind mindestens 150 Menschen ums Leben gekommen. Die Bombenanschläge und bewaffneten Angriffe richteten sich gegen Polizeistationen, einen Militärstützpunkt und Kirchen in den Städten Damaturu, Maiduguri und zwei kleineren Orten, wie Augenzeugen und offizielle Stellen am Samstag erklärten. Zu den Anschlägen bekannte sich die islamistische Sekte Boko Haram.

Die Anschlagsserie ereignete sich am Freitagabend und damit zwei Tage vor Beginn des islamischen Opferfestes Eid al-Adha. Ein Vertreter der Rettungsdienste sagte am Samstagabend, es seien rund 150 Menschen getötet worden. Er sei beim Transport der Todesopfer zur Leichenhalle dabei gewesen. Einige von ihnen seien allerdings inzwischen von ihren Angehörigen abgeholt und bestattet worden.

Weitere Anschläge angekündigt

Boko-Haram-Sprecher Abul Qaqa bekannte sich am Samstag zu den Bombenanschlägen. Zugleich kündigte er weitere Anschläge auf Regierungseinrichtungen an, "solange die Sicherheitskräfte nicht aufhören, unsere Mitglieder und Zivilisten zu verfolgen". Präsident Goodluck Jonathan verurteilte die Anschläge. Er habe die Festnahme der Attentäter "dieser abscheulichen Taten" angeordnet, sagte sein Sprecher Reuben Abati.

Bei den Angriffen in Damaturu wurden zunächst Bomben gezündet, bevor die Angreifer mit Schusswaffen das Feuer eröffneten. Anrainer berichteten von stundenlangem Gewehrfeuer. Das Polizeihauptquartier der Stadt war eines der ersten Ziele der Angreifer. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurde das Hauptquartier komplett zerstört, noch 24 Stunden nach dem Angriff stieg Rauch auf. Vor dem Gebäude waren ausgebrannte Autos zu sehen.

In dem mehrheitlich christlichen Stadtviertel mit dem Namen Jerusalem wurden sechs Kirchen, eine Polizeiwache und eine Werkstatt der Polizei angegriffen, wie der Bewohner Edwin Silas berichtete. "Die gesamte Stadt ist traumatisiert", sagte er.

Land zwischen Norden und Süden gespalten

Die Anschläge ereigneten sich wenige Stunden nach mehreren Selbstmordattentaten in der Stadt Maiduguri, die rund hundert Kilometer östlich von Damaturu liegt. Nach Militärangaben wurden dort vier Attentate verübt, darunter auf einen Armeestützpunkt. Maiduguri ist die Hauptstadt des Teilstaats Borno und gilt als Hochburg der Sekte Boko Haram, die bereits in der Vergangenheit für zahlreiche Anschläge verantwortlich war.

Nigeria ist zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem überwiegend von Christen besiedelten Süden gespalten. Zwischen den Religionsgruppen bestehen seit langem Spannungen, die immer wieder in Gewalt münden. Ein 2009 von Boko Haram in Maiduguri initiierter Aufstand wurde von der Armee blutig niedergeschlagen.

Die Sekte, deren Name im örtlichen Hausa-Dialekt "Die westliche Lehre ist Sünde" bedeutet, strebt die Errichtung eines islamischen Staates im Norden des westafrikanischen Landes an und verübt immer wieder Anschläge. Sie bekannte sich auch zu dem Anschlag auf den UN-Sitz in der Hauptstadt Abuja, bei dem Ende August 24 Menschen getötet wurden. (APA)