Washington - Der frühere US-Präsident Bill Clinton kreidet seinem Parteifreund Barack Obama und dessen Demokraten in einem neuen Buch zwei "Schlüsselfehler" an. Der erste sei das Versäumnis, die US-Schuldenobergrenze nicht in den ersten beiden Jahren der Obama-Amtszeit - sie begann 2009 - angehoben zu haben, berichtete die Washington Post. Damals hatten die Demokraten noch eine Mehrheit in beiden Häusern des US-Kongresses. Zudem habe während des Kongresswahlkampfes 2010 eine effektive nationale Botschaft gefehlt, so Clinton, der auch meinte, Obamas Kritik an der Wall Street sei zu harsch und kontraproduktiv gewesen.

Clintons neues Buch mit dem Titel Back to Work: Why We Need Smart Government for a Strong Economy ("Zurück an die Arbeit: Warum wir eine kluge Regierung für eine starke Wirtschaft brauchen") kommt am Dienstag in den USA auf den Markt. Die von der Washington Post zitierte Kritik Clintons bezieht sich auf das lange Tauziehen im Kongress über eine Anhebung der Schuldengrenze im vergangenen Sommer. Die USA waren damals am Rande eines Staatsbankrotts gestanden, ihre Top-Bonität wurde in Mitleidenschaft gezogen. Obama setzte sich schließlich durch, aber um den Preis großer Zugeständnisse an die Republikaner bei Einsparungen. Das Tauziehen um weitere konkrete Einschnitte im Kongress hält an.

Clinton geht in seinem Buch naturgemäß in erster Linie mit den Konservativen scharf ins Gericht. So macht er deren "Antiregierungs-Ideologie" für die blutarme US-Wirtschaft und die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich. Außerdem bezeichnet er sie als Ursache dafür, dass sich die USA im Wettbewerb auf der Weltbühne nicht behaupten könnten. (dpa, DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2011)