Grafik: Ubuntu

Im Rahmen von "Ubuntu Developer Summits" (UDS) versammeln sich zweimal im Jahr zahlreiche EntwicklerInnen der Distribution, um die weitere Zukunft der eigenen Softwaresammlung zu planen. Vergangene Woche war es wieder soweit, im US-amerikanischen Miami widmete man sich ganz dem für Ende April anvisierten Ubuntu 12.04 - und entschied sich für einige zentrale Änderungen, wie WebUpd8 berichtet.

Kehrtwende

So sieht die aktuelle Planung vor, dass der Musikplayer Banshee wieder durch Rhythmbox ersetzt wird, erst vor wenigen Ausgaben hatte man den Wechsel in die exakt umgekehrte Richtung vorgenommen. Grund dafür ist, dass das Mono-basierte Banshee derzeit noch auf GTK+2 basiert, der alten Generation des grafischen Toolkits, das bei Ubuntu und GNOME im Vordergrund steht. Zwar ist eine Portierung auf GTK+3 im Gang, diese wartet bislang aber vergeblich auf eine aktualisierte Version von gtk-sharp, der GTK+-Bindings für Mono. Wie immer hängt dieser Schritt noch von der Erfüllung gewisser Voraussetzungen ab, vor allem die Integration von Rhythmbox mit der Unity Music Lens ist ein "Muss".

Mono-Fragen

Angesichts dieses Wechsels stellte man denn gleich die weitere Zukunft von Mono bei Ubuntu zur Disposition. Da im Default-Install sonst lediglich die Notiz-Anwendung Tomboy und das Spiel GBrainy Mono nutzen, überlegt man diese auch gleich zu entfernen - womit man sich den Platz für das freie .Net und all die zugehörigen Bibliotheken auf den CDs ersparen würde. Mono hatte in den letzten Jahren aufgrund seiner Natur als Reimplementation einer Microsoft-Technologie immer wieder für erbittert Streitigkeiten in der Community gesorgt, büßte zuletzt aber deutlich an Popularität als Entwicklungssprache ein. Dies wohl nicht zuletzt da man sich beim Mono-Projekt selbst zunehmend auf den mobilen Bereich konzentriert, zudem geht gerade im GNOME-Umfeld der Aufstieg von Vala mit diesem Trend einher. Dieses bietet einige der Möglichkeiten von Mono, erzeugt als Ergebnis aber reinen C-Code.

Remote

Eine weitere anvisierte Änderung an der Softwareausstattung von Ubuntu 12.04 ist der Austausch des Remote-Desktop-Clients Vinagre durch die mächtigere Alternative Remmina, die zudem statt dem klassischen rdesktop das modernere freeRDP nutzt. Abgelehnt hat man hingegen die Aufnahme diverser neuer GNOME-Anwendungen, etwa des File-Previewers Sushi oder von GNOME Documents. Ersteres weil es sich nicht gut genug mit Ubuntu integriere, letzteres weil seine Funktionalität zumindest in Teilen von Unity selbst abgedeckt wird. Bei all den Änderungen in der Softwareausstattung gilt, dass diese natürlich nur den Default-Install betreffen, über die Paketquellen des Projekts werden also auch künftig Banshee und Tomboy weiter zur Verfügung stehen.

Stabile Basis

Schon einige Tage vor dem UDS hatte Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth angekündigt, dass man für die anstehende "Long Term Support"-Release besonders auf Stabilität achten will. Entsprechend zurückhaltend will man sich für "Precise Pangolin" bei der Aufnahme neuer Softwareversionen geben. So sollen nur Teile des kommenden GNOME 3.4 übernommen werden, in vielen Fällen weiterhin die Pakete von GNOME 3.2 zum Einsatz kommen.

Ziele

Dazu kommen diverse Änderungen an den Eigenentwicklungen von Ubuntu: So soll etwa Unity so manch zusätzlichen Feinschliff erhalten, oder auch das Design des Login-Managers überarbeitet werden. Außerdem will man sich einmal mehr dem Software Center widmen, das nicht zuletzt signifikante Verbesserungen bei der Startzeit erhalten soll. Zudem wird hier eine eigene Kategorie für Videos eingerichtet.

Auslieferung

Aber auch in Fragen der Auslieferung der Softwareauslieferung hat man sich auf Neuerungen verständigt: So soll die seit den Anfängen von Ubuntu eingehalten 700-MByte-Grenze aufgehoben werden, mit 50 MByte mehr soll zusätzlicher Raum für Anwendungen geschaffen werden. Damit passt Ubuntu allerdings künftig nicht länger auf die meisten CD-Rohlinge, die NutzerInnen müssen also zu Alternativen wie USB-Stick oder DVD greifen. Mit der Beschränkung des Zuwachs auf 50 MByte will man verhindern, dass all zu viele Begehrlichkeiten eingebracht werden, und der Default-Install von Ubuntu 12.04 unnötig zugemüllt wird. Darüber hinaus soll bei "Precise Pangolin" erstmals die 64-Bit-Version der Distribution auf der Download-Seite in den Vordergrund gestellt werden. (apo, derStandard.at, 07.11.11)