Dublin - Keine Flaute bei Ryanair: Europas größter Billigflieger schraubt nach einem überraschend rentablen Halbjahr die Gewinnprognose herauf. Trotz der unsicheren Wirtschaftsentwicklung erwartet Unternehmenschef Michael O'Leary für das Geschäftsjahr 2011/2012 (31. März) nun einen Überschuss von 440 Mio. Euro, zehn Prozent mehr als bisher angekündigt.

Im Gegensatz zur deutschen AUA-Mutter Lufthansa und zu Air Berlin, Hälfteeigentümerin von Niki Laudas Airline Niki, verdiente der Herausforderer aus Irland in den Sommermonaten dank höherer Ticketpreise und eines neuen Streckenmixes mehr als ein Jahr zuvor.

Im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende September trotzte Ryanair den hohen Kerosinpreisen. Obwohl die Treibstoffrechnung um mehr als ein Drittel anschwoll, wuchs der Gewinn um 28 Prozent auf 544 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Damit ist das Jahresziel zwar schon übererfüllt, allerdings sind im reiseschwachen Winterhalbjahr Verluste zu erwarten. Der Umsatz legte in den ersten sechs Monaten um 24 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro zu. Die Ergebnisse fielen besser aus als von Analysten erwartet. Die Ryanair-Aktie reagierte mit einem Kurssprung um 3,82 Prozent auf 3,478 Euro.

Im April und Mai 2010 hatte Ryanair wie andere Fluggesellschaften unter dem Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island gelitten. Neben diesem Effekt trugen zum jetzigen Gewinnplus auch die gestiegenen Ticketpreise bei. Einschließlich der bei Ryanair üblichen Gepäckzuschläge wuchs der durchschnittliche Erlös je Flugschein um 13 Prozent. Die Zahl der Passagiere stieg im ersten Geschäftshalbjahr um 12 Prozent auf 44,7 Millionen.

Auch im laufenden Winterhalbjahr will Ryanair die Passagiere stärker zur Kasse bitten. Die Durchschnittserlöse sollen dann um 14 Prozent steigen. Bisher hatte Ryanair lediglich eine Anhebung um 12 Prozent geplant. Das Flugangebot im Winter streicht die Gesellschaft wegen der hohen Ölpreise um vier Prozent zusammen - im November soll sogar jeder zehnte Flug wegfallen. Bis zu 80 Flugzeuge will Ryanair dann am Boden lassen. Ende September umfasste die Flotte insgesamt 277 Maschinen. (APA)