Beim islamischen Opferfest im Beduinendorf al-Arakib gab es eigentlich nichts zu feiern. Denn die Existenz der kleinen Ansiedlung in der israelischen Negev-Wüste ist weiterhin bedroht. Aus Sicht der israelischen Behörden gilt sie nämlich als illegal, obwohl die Beduinen ihren Landbesitz bis zur Zeit der Osmanen zurückführen können. Immer wieder wurden ihre Behausungen deswegen zerstört. Zum ersten Mal im Juli 2010, als noch 300 Menschen dort lebten. Heute sind es gerade mal vier Familien, die in ein paar Zelten und einem Container geblieben sind. Auch wenn sie alle Häuser in der nahegelegenen Stadt Rahat haben, wollen sie das kleine Stück Land in der Wüste nicht loslassen. Und weil das umzäunte Gebiet eines alten Beduinenfriedhofs bisher als einziger Ort von den Hauszerstörungen verschont geblieben ist, wohnen sie jetzt Seite an Seite mit den Toten.

Zur Feier des "Eid al-Adha", dem Opferfest, hat Salim Abu Mdeirem schon am Sonntagvormittag den Widder geschlachtet. "Erst gestern haben ihm die Kinder einen Namen gegeben", sagt er mit einem Grinsen.

Foto: derStandard.at/Hackl

Die jüngste Tochter von Hakma und Salim Abu Mdeirem nascht heimlich vom gedeckten Tisch. Neben dem gebratenen Widderfleisch gibt es Brot, Salate, Humus und Pommes Frites.

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Die Söhne Adam und Yousef kommen oft aus der Stadt Rahat nach al-Arakib zum Reiten. Eine Freiheit, die sie nicht aufgeben wollen. "Das hier ist unser Land. Nur hier fühle ich mich frei", erklärt Yousef, der Schwierigkeiten hat, sein Pferd unter Kontrolle zu halten.

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Vor ihrem Zelt gibt Hakma Fotos von vergangenen Hauszerstörungen durch die Runde. Es sind immer die gleichen Szenen: Schwer gewaffnete Polizisten, abgerissene Zelte und frustrierte Beduinen, die das ganze nachher wieder aufbauen.

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Strom und warmes Wasser bekommen die Familien in al-Arakib nur über Generatoren und diese Solaranlage.

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Während die Beduinenfrauen in den Zelten bleiben und dort ihre eigenen Gespräche führen, schenken sich die Männer am laufenden Band Kaffee und Tee ein. Der starke bittere Kaffee wird dabei aus besonderen Kannen, auch Dallah genannt, in fingerhutgroße Tassen geschüttet.

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Im Gemeinschaftszelt von Sheikh al-Turi wird stundenlang diskutiert, aber oft auch nur still dagesessen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Betritt ein neuer Gast das Zelt, stehen alle auf und schütteln ihm die Hand. Darauf folgt meistens eine exzessive Runde immer gleicher Floskeln: "Wie geht’s?", "Gut", "Und dir?", "Alhamdulillah!".

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Kurz vor Sonnenuntergang beten die Männer im freien auf einem Teppich, während sich ein rotes Licht über die sandig-felsige Landschaft der Negev-Wüste legt. (Andreas Hackl aus Jerusalem, derStandard.at, 7.11.2011)

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