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Otto Pérez Molina (60) unterzeichnete 1996 als einziger guatemaltekischer Offizier die Friedensverträge mit den Guerilleros. Er kandidierte bereits 2007 für das Amt des Präsidenten.

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Als ranghoher Militär griff Otto Pérez Molina im guatemaltekischen Bürgerkrieg zu umstrittenen Methoden. Nun, als neu gewählter Präsident, will er eine "Strategie der Demokratischen Sicherheit" verfolgen, sagt er im Gespräch mit Sandra Weiss.

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Standard: Ihr Programm ist recht umfangreich, von Korruptions- bis Armuts- und Gewaltbekämpfung. Alles schreit nach Veränderungen. Was ist das vorrangige Problem, das Sie als erstes angehen werden?

Pérez Molina: Zuerst will ich die Sicherheitslage verbessern. Nötig dafür ist eine ganze Palette von Maßnahmen, damit die Guatemalteken bereits in den nächsten drei Monaten Veränderungen spüren.

Standard: Guatemala wird von manchen als "Mafia-" oder "Narco-Staat" bezeichnet. "Mehr Sicherheit" bedeutet also einen Drogenkrieg wie in Mexiko?

Pérez Molina: Nicht unbedingt. Unsere Länder sind unterschiedlich. Ich gehe davon aus, dass man das anders machen kann. Hier stecken die Kartelle noch in den Kinderschuhen. Aber wenn wir sie nicht ausbremsen, werden wir bald Zustände haben wie in Mexiko - denn in den letzten Jahren haben die Narcos Ländereien gekauft, sind wichtiger geworden und haben ihren Einfluss generell ausgedehnt. Aber wir wissen ziemlich genau, wo sie sind und wie sie operieren. Daher brauchen wir keinen frontalen Krieg, sondern eine gute Aufklärung, um die wichtigsten Köpfe festzunehmen und die Mörderbanden dingfest zu machen, die für die Massaker verantwortlich sind.

Standard: Sie nennen das eine "Politik der harten Hand". Nun sind Sie Militär und hatten im Bürgerkrieg bereits Führungspositionen inne. Damals arbeiteten die Streitkräfte mit Terrormethoden und mit Todesschwadronen. Von Menschenrechtsorganisationen gibt es Vorwürfe gegen Sie und Befürchtungen ob der Methoden, die Sie in Ihrem Kampf gegen das Verbrechen einsetzen werden.

Pérez Molina: Man hat mir oft meine Vergangenheit vorgeworfen, aber nie etwas nachweisen können. Die jetzige Regierung hat verzweifelt versucht, auf diese Art meine Kandidatur zu verhindern - es ist ihr aber nicht gelungen. In jedem Krieg gibt es Exzesse. Auf beiden Seiten. Da ist Guatemala keine Ausnahme.

Standard: Und welche Garantien geben Sie, dass sich so etwas nicht wiederholt?

Pérez Molina: Ich werde eine "Strategie der Demokratischen Sicherheit" verfolgen, in der die Stärkung von Demokratie und Institutionen einen großen Raum einnehmen wird. Meine Idee ist die Einrichtung einer institutionenübergreifenden Taskforce, in der Polizei, Militär, Staatsanwälte und Geheimdienste vertreten sind. Und damit die Menschenrechte auch offiziell garantiert sind, wollen wir darin auch den Staatsanwalt für Menschenrechte miteinschließen.(DER STANDARD Printausgabe, 8.11.2011)