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Die Idee zu einer internetbasierten Therapie stammt aus den Niederlanden

Foto: AP/FERDINAND OSTROP

Die Krebserkrankung mag schon Jahre zurückliegen, doch häufig reichen ihre Spuren bis in die Gegenwart. Einmal sind es Schlaf- oder Konzentrationsstörungen, einmal unfreiwilliges Wiedererinnern oder gezieltes Vermeiden von Situationen, die an die frühere Belastung erinnern, wie ein Krankenhausbesuch. Ehemalige Patienten kämpfen oft Jahre später noch mit den psychischen Belastungen der Krebserkrankung.

"Solche Verhaltensweisen können Folgen einer posttraumatischen Belastungsstörung sein, denn eine Krebsdiagnose ist immer ein erschütterndes, als existentielle Bedrohung erlebtes Lebensereignis", sagt Lutz Goldbeck von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. "Dies gilt besonders für junge Menschen."

Therapie über Austausch von E-Mails

In Deutschland erhalten jedes Jahr etwa 1800 Kinder bis zum Alter von 15 Jahren eine Krebsdiagnose, die ihr Leben auch viele Jahre später noch nachhaltig beeinflussen kann. Goldbeck und sein Team bieten Betroffenen nun eine neue Form der Unterstützung an: Onko-STEP, eine Schreibtherapie für ehemalige Krebspatienten, die komplett internetbasiert verläuft. Die Teilnehmer können somit in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Nach der Anmeldung steht dem Teilnehmer eine geschulte Psychologische Psychotherapeutin der Universitätsklinik zur Seite, die ihn durch das gesamte Programm begleitet. Die Therapie erfolgt über den Austausch von E-Mails und ist in zwei Blöcke aufgeteilt: Zunächst mit dem Fokus auf die Vergangenheit, anschließend mit dem Blick in die Zukunft. Der Zeitplan für die Therapie wird gemeinsam festgelegt. Goldbeck: "Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Teilnehmer das Programm in etwa sechs Wochen absolvieren."

Idee aus den Niederlanden

Die Idee zu einer internetbasierten Therapie stammt aus den Niederlanden. "Dort hat sich die Wirksamkeit bereits erwiesen und unsere ersten Erkenntnisse sind ebenfalls positiv", so Lutz Goldbeck. Weil es im deutschsprachigen Raum bisher keine vergleichbaren seriösen Angebote gibt, fördert die Deutsche Krebshilfe das Ulmer Pilotprojekt mit fast 100.000 Euro.

Die Teilnahme an der internetbasierten Schreibtherapie ist noch bis Ende Dezember 2011 möglich. In Frage kommt das Programm für Menschen über 15 Jahre, die im Kindes- oder Jugendalter an Krebs erkrankt sind und deren akute Krankheitsphase mindestens ein halbes Jahr zurückliegt. Weitere Informationen unter www.onko-step.de. (red, derStandard.at)