ABC-Alarm! Im Nirgendwo in der burgenländischen Pampa wurde ich ausgebildet, wie ich im Atomkriegs-Fall zu kämpfen habe. Der wichtigste Punkt: So schnell wie möglich den "Schutzanzug" und den "Zutz" (Gasmaske) überziehen. Wenn der Atompilz zu sehen ist: auf den Boden werfen und bis ich-weiß-nicht-mehr-wieviel zählen, dann aufstehen, abputzen und weiterkämpfen.

Jeder, der einmal beim Bundesheer war, kennt derartige Geschichten. Es sind Geschichten über völlig irreale Übungsannahmen (weitere Beispiele können gerne gepostet werden). Und es sind Geschichten, die vor allem eines beschreiben: die totale Zeitvergeudung der österreichischen Jugend. Doch darum geht es im Moment nicht. Jetzt wird darum gestritten, ob ein General, der seinen Vorgesetzten über die Medien kritisierte, zu Recht oder zu Unrecht abgesetzt wurde. Und es wird darum gestritten, ob der Minister ein guter Minister ist, wenn er nur das tut, was ihm die Kronen Zeitung vorschreibt. In der Zwischenzeit marschiert die nächste Generation zur Zwangs-Musterung und verschwendet ihre Jugend.

Es wird höchste Zeit, dass in Österreich, wie praktisch im gesamten Rest-Europa schon vollzogen, das Heer professionalisiert wird. Es mag sein, dass die Kronen Zeitung ihre Kampagne nur deshalb gestartet hat, um dem Wiener Bürgermeister kurz vor der Wahl noch ein paar junge Stimmen zu verschaffen und dass man den willfährigen Verteidigungsminister zu etwas vergattert hat, wogegen er noch vor kurzer Zeit war. In der Sache liegen die kleinformatige Zeitung und der nicht minder kleinformatige Minister nun aber richtig und die beharrenden Kräfte von Offiziersgesellschaft über ÖVP und FPÖ bis zum Bundespräsidenten falsch. (Rainer Schüller, derStandard.at, 9.11.2011)