Zchinwali/Moskau - Am Sonntag wird in Südossetien ein neuer Präsident gewählt. Drei Jahre, nachdem Russland und Georgien Krieg um die georgische Region führten, ist die Lage alles andere als ruhig. Die Opposition fürchtet trotz 16 Kandidaten Wahlfälschung zugunsten der Machthaber und droht mit einem Aufstand.

Präsident Eduard Kokoity tritt nach zwei Amtsperioden nicht mehr an. Auf Druck des Kremls verzichtete er auf eine Verfassungsänderung zu seinen Gunsten. Stattdessen handelte er mit Moskau einen Nachfolger aus: Anatoli Bibilow, dessen Partei "Einheit" der Kremlpartei "Einiges Russland" nachempfunden ist. Dort versteckt man seine Sympathie für den Kandidaten auch nicht: "Wir wünschen Anatoli Bibilow den Sieg bei den Wahlen", erklärte Konstantin Kossatschow, Leiter des Duma-Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten.

Welchen Rückhalt Bibilow in der eigenen Bevölkerung genießt, ist hingegen ungewiss. Verlässliche Umfragen gibt es nicht. Zwar sehen die Südosseten in Russland immer noch ihren Beschützer, doch Bibilow ist auch der Kandidat Kokoitys, und der ist nach diversen Korruptionsskandalen um Milliarden versickerter Aufbaugelder höchst unbeliebt.

"Verbrecher" nennt die Opposition ihn einmütig. Den schärfsten Rivalen für seinen Wunschnachfolger hat Kokoity allerdings schon ausgeschaltet: Dschambulat Tedejew, Cheftrainer der russischen Freistilringer, darf nicht kandidieren, weil er nicht seit zehn Jahren in Südossetien lebt. Nach der Entscheidung kam es zu Tumulten auf der Straße. (DER STANDARD Printausgabe, 10.11.2011)