Göttingen - Nach dem Verlust zahlreicher wertvoller Bände schließt die Universität Göttingen eine bisher öffentlich zugängliche historische Bibliothek. Der Aufwand für die Sicherung der Bücher wäre andernfalls zu hoch, teilte die Hochschule am Mittwoch mit. Bei der Generalrevision in dem bisher öffentlich zugänglichen Heyne-Saal mit einem Bestand von 160.000 alten Büchern sei festgestellt worden, dass 157 Bände fehlen. Ob sie gestohlen wurden, sei noch unklar, sagte eine Sprecherin.

Der Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Norbert Lossau, sprach von empfindlichen Lücken in dem bundesweit einmaligen Bestand. Der Sachschaden betrage rund 30.000 Euro. Die jetzt festgestellten Verluste stehen nach Lossaus Worten nicht im Zusammenhang mit den Bücherdiebstählen eines Mitarbeiters in den Jahren 2006 bis 2009.

Der inzwischen verstorbene Mann hatte zugegeben, Dutzende wertvolle Werke entwendet und zum Teil verkauft zu haben. Unter anderem hatte er eine mehrere Hunderttausend Euro teure Erstausgabe des Traktats "Arte de navegar" des Spaniers Pedro de Medina gestohlen, von der es weltweit nur elf Exemplare gibt.

Die Bibliothek hatte die Generalrevision ihres historischen Bestandes nach Bekanntwerden dieser Diebstähle veranlasst. Neben den Büchern im Heyne-Saal gibt es rund 350.000 weitere alte Bände in den Magazinen, die jetzt ebenfalls noch überprüft werden sollen. (APA)