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Die Eigentümer der Österreichischen Volksbanken AG, ÖVAG, müssen ihr Tempo erhöhen. Die Bank braucht einen Überlebensplan - ein Haftungsverbund und eine Abbaubank sollen her. Rund 200 Mitarbeiter würde das demnächst den Job kosten.

Foto: AP/Ronald Zak

Die neue Struktur des Volksbanken-Sektors soll bis Ende November stehen. Geplant ist, dass sich die Volksbanken zu einem Haftungsverbund zusammenschließen. Alle Geschäfte des Spitzeninstituts ÖVAG sollen laut Informationen des STANDARD in eine "Abbaubank" transferiert und in den kommenden Jahren beendet werden. Erste Beschlüsse könnte die Hauptversammlung der Volksbanken AG ÖVAG am 30. November fällen.

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Wien - Hochspannung in der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG): Die Bank, die heuer einen Verlust von rund 950 Mio. Euro machen wird, soll am 30. November eine neue Struktur und Strategie beschließen. Ihre eigentlichen Pläne (Verkauf des Raiffeisen-Anteils, der Problembank in Rumänien, Fusion mit der Investkredit, Rückzahlung von Staatsgeld) haben sich ja in Luft aufgelöst. Die Bank braucht laut Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht fast eine Milliarde Euro Kapital - oder sie muss entsprechend viel Risiko loswerden.

Jetzt sollte es schnell gehen, am 29. November tagt der Aufsichtsrat und am 30. die Hauptversammlung (HV). Dort sollen bereits Beschlüsse in Richtung Volksbanken-Haftungsverbund fallen. Die HV musste gemäß Aktiengesetz einberufen werden: Der Vorstand hat die Aktionäre (61 Prozent halten die Volksbanken, den Rest deutsche Victoria Gruppe und DZ Bank sowie die RZB) von einem Verlust zu informieren, wenn der die Höhe des halben Grundkapitals (ca. 1,9 Mrd. Euro) erreicht. Zudem werden die obsolet gewordenen Beschlüsse von Mai und Juni aufgehoben.

Der aktuelle Plan: Die 62 Volksbanken in Österreich schließen einen strengen Verbund ("Überkreuzhaftung": jeder haftet für jeden), die ÖVAG wird zum Spitzeninstitut mit Durchgriffsrechten. Gelingt das (und setzt man im Bankwesengesetz eine EU-Richtlinie um), könnte der Sektor konsolidieren und, vereinfacht gesagt, sein Kapital addieren.

Exekutivkomitee

Gegen den Verbund, der die einzelnen Volksbanken Selbstständigkeit kosten würde, gibt es aber Widerstand. Vor allem Volksbanker in Tirol und Kärnten sträuben sich, sie drohen mit Abspaltung. Eine gemeinsame Linie soll daher das neue "Exekutiv-Komitee" finden, in dem die Chefs der vier regionalen Kurien des Sektors vertreten sind. Unter ihrer Ägide laufen die Umbauarbeiten.

Kommt der Haftungsverbund, wird die ÖVAG zur bloßen Dienstleisterin und zum Treasurer der Verbund-Volksbanken. Folge fürs Personal: Rund 200 Leute werden die Bank demnächst verlassen; entsprechende Handshake-Programme werden vorbereitet.

Die eigentlichen (unterlegungspflichtigen) Bankgeschäfte, also das gesamte Kredit-Portfolio, sollen abgespalten werden. Und zwar in die "Abbaubank", die alte Investkredit. Dort würde ein Volumen von rund zwei Dritteln der ÖVAG-Bilanzsumme landen: immerhin an die 27 Mrd. Euro.

Diese Abbaubank gehört dann zwar weiterhin dem Sektor (ist also keine echte "Bad Bank"), ihr einziger Unternehmenszweck ist es aber, sich aufzulösen; also die Assets darin binnen drei bis fünf Jahren völlig abzuarbeiten. Neben Krediten und Immobilien werden auch rumänische Volksbank und Leasingsparte in die Abbau-Investkredit überführt. Sie sollen (bei gutem Wind, der nicht absehbar ist) verkauft werden.

Vorausgesetzt, die Sektor-Hauptdarsteller einigen sich, müssen Finanzministerium (der Staat hat eine Milliarde Euro PS-Kapital in der ÖVAG stecken) und Aufsicht den Plänen der Volksbanker zustimmen. Klappt es nicht, droht die Verstaatlichung. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.11.2011)