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Der deutsche Poker-Champ Pius Heinz (22) lebt in Wien.

Foto: REUTERS/Las Vegas Sun/Steve Marcus

Anna Kurnikowa heißt die Kombination Ass/König in Poker-Fachkreisen. Das Blatt sieht gut aus, gewinnt aber selten – wie die berühmte Tennisspielerin aus Russland, die zwar Nummer acht der Weltrangliste war, aber nie ein Einzelturnier gewann.

Anna Kurnikowa hat dem deutschen Poker-Profi Pius Heinz am Dienstagabend im Rio Casino von Las Vegas aber Glück gebracht – und 8,7 Millionen Dollar. Diese unglaubliche Summe lag, fein säuberlich in Dollarnoten beeindruckend hoch aufgestapelt, zwischen dem 22-jährigen Studenten und dem Tschechen Martin Staszko (35) auf dem finalen Pokertisch.

Erster deutscher Poker-Weltmeister

Fast sieben Stunden dauerte der längste Showdown in der Geschichte der World Series of Poker (WSOP). Dann vertraute der Mann im weißen Kapuzenpulli, die Kapuze setzte er beim Spielen erst gar nicht ab, auf sein 123. Finalblatt Ass/König. Staszko konnte mit seiner Paarung Zehn/Sieben Anna Kurnikowa nicht Paroli bieten. Und Heinz ließ sich vom Konfettiregen und den Umarmungen seiner mitgereisten Fans eindecken. "Wahnsinn. Ich bin einfach da rausgegangen und habe mein Ding gemacht", sagte der erste deutsche Poker-Weltmeister aller bisherigen Zeiten.

Dabei lebt der neue Multimillionär aus Odendorf nahe Köln, der erst mit 18 Jahren Poker zunächst hobbymäßig für sich entdeckte, neuerdings in Wien. In einer Poker-WG nahe der Kennedybrücke feilte er mit Gleichgesinnten an seinen Fertigkeiten, die er bisher hauptsächlich auf seinem Laptop im Internet zeigte. Erst Anfang dieses Jahres begann er vermehrt auf Live-Poker zu setzen.

Viele deutsche Profis in Österreich

Die unmittelbare Turniervorbereitung für Las Vegas bestritt der Student der Wirtschaftspsychologie mit seinem Trainer Johannes Strassmann. Der 26-Jährige, selbst einer der erfolgreichsten Poker-Profis Europas, coacht auch den ehemaligen Tennisstar und Poker-Amateur Boris Becker – und lebt ebenfalls in Wien. "Viele deutsche Poker-Profis gehen nach Österreich", sagt der deutsche Anwalt Robert Kazemi. Schließlich gilt Poker in Österreich als Glücksspiel, Gewinne sind wie im Lotto steuerbefreit. "In Deutschland ist das noch eine ungeklärte Frage."

Ungeklärt ist auch, was der neue Poker-Champ Heinz mit seinem steuerbefreiten Millionengewinn anstellen will. "Ich bin recht bescheiden und habe eigentlich alles. Eventuell aber eine schöne Uhr. Und ich habe vor, meine Schwester bei ihrem Studium zu unterstützen." (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2011)