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Fritz Grillitsch mit Thilo Sarrazin

Foto: apa/leodolter

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Strache mit Sarrazin bei der Veranstaltung des ÖVP-Bauernbundes. Laut dem mächtigen niederösterreichischen Bauernbund war der Grund für den Rücktritt von Grillitsch, dass dieser dem FPÖ-Chef mit einer ÖVP-Veranstaltung eine Bühne bot.

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Wien - Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch tritt zurück. Er hatte bereits Mittwochabend seinen Rücktritt als Chef des mächtigen ÖVP-Bundes angekündigt. Grillitsch hatte den Bauernbund zuletzt in die Schlagzeilen gebracht, als er den umstrittenen deutschen Autor Thilo Sarrazin ("Deutschland schafft sich ab") zu einem Vortrag nach Graz lud. Beim agrarischen Stammklientel bzw. in den Reihen des Bauernbunds soll dieser Termin, der auch Freiheitliche bis hin zu FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache nach Graz gelockt hatte, nur bedingt auf Begeisterung gestoßen sein. Zuletzt hatte er mit der Forderung, nicht integrierten Zuwanderern schrittweise Sozialleistungen zu streichen, auch innerhalb der eigenen Partei irritiert.

Schwieriger Konsens

"Gerade in den letzten Monaten ist mir bewusst geworden, dass es für mich immer schwieriger wurde, zum notwendigen Konsens und Ausgleich der unterschiedlichen Interessensgruppen sowohl innerhalb des Bauernbundes, wie auch im Gefüge der Partei beizutragen. Und so nehme ich meine Verantwortung für Bauernbund und Partei wahr und übergebe den Hof rechtzeitig", so Grillitsch in einer Aussendung zu den Gründen für den Rücktritt.

"Ich bin froh, dass es mir beim Bundesbauernrat im Oktober dieses Jahres gelungen ist, einen einstimmigen Beschluss über die programmatische Neuausrichtung des Bauernbundes zu erreichen. Nachdem dieses Projekt nun abgeschlossen ist, erscheint mir jetzt als der richtige Zeitpunkt, mich aus der Spitzenpolitik zurück zu ziehen", erklärte Grillitsch. "Nach über zehn Jahren in der Spitzenpolitik ist auch für mich die Zeit gekommen, in ein normales Leben zurückzukehren und mich neuen Aufgaben zu stellen", begründet Grillitsch die Hintergründe seiner Entscheidung. Konkret legt Grillitsch die Funktionen des Bauernbundpräsidenten, des stellvertretenden Klubobmanns der ÖVP im Nationalrat sowie den Vorsitz des ÖVP Agrarklubs zurück. Sein Nationalratsmandat wird Grillitsch bis zum Auslaufen der Legislaturperiode 2013 behalten. Die Übergabe der Ämter wird zügig und geordnet in den nächsten Tagen erfolgen.

Strache als Stolperstein, Auer als möglicher Nachfolger

Dass Grillitsch nach der Einladung des umstrittenen Zuwanderungskritikers Thilo Sarrazin innerhalb des Bauernbundes unter Druck kam, wie die Kleine Zeitung berichtete, bestätigt auch Hermann Schultes, Landesobmann des mächtigen niederösterreichischen Bauernbundes. "Die Fotos von Strache haben uns nicht gefallen", sagt Schultes zu derStandard.at. Nachsatz: "Sarazzin war nicht das Problem, sondern dass man Strache mit der Veranstaltung eine Bühne gegeben hat." Schultes rechnet Grillitsch zwar an, den Bauernbund verbreitert zu haben, dessen Rücktritt sei für den Bauernbund aber kein Problem. "Eine Krise sieht anders aus", sagt Schultes. Selbst will der Niederösterreicher nicht das Zepter des Bauernbundes in die Hand nehmen, lieber unterstützt er den oberösterreichischen Abgeordneten Jakob Auer als Grillitsch-Nachfolger: "Auer ist eine sehr angesehene und geachtete Persönlichkeit."

Die steirische ÖVP verliert mit Grillitschs Abgang weiterhin an Einfluss in der Bundespartei. Der steirische VP-Chef Hermann Schützenhöfer nahm den Rückzug seines Landsmannes mit Bedauern zur Kenntnis und betonte, Grillitsch habe "für die österreichische Bauernschaft und den ländlichen Raum viele wertvolle Initiativen ergriffen und in den zehn Jahren seiner Präsidentschaft im Bauernbund nachhaltig und erfolgreich gewirkt". Grillitsch werde "selbstverständlich weiterhin für die steirische Volkspartei sein Mandat im Nationalrat ausüben." (APA/red)