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Mitrovica - Der Nordkosovo kommt nicht zur Ruhe: Bei Zusammenstößen in der geteilten Stadt Mitrovica ist in der Nacht auf Donnerstag ein Serbe ums Leben gekommen. Zwei weitere Serben wurden in einem Feuergefecht verletzt, zu dem es nach einem Streit mit Albanern gekommen war. Die kosovarische Polizei fahndete am Donnerstag weiter nach den Urhebern der Tat. Die kosovarische Regierung verurteilte die Tat und rief beide Seiten zur Ruhe auf. Der führende Vertreter der Serben im Kosovo, Goran Bogdanovic, sprach von einem Terroranschlag.

Im gemischten Stadtteil Brdjani waren am Mittwochabend zunächst drei Serben mit einer Albaner-Gruppe in Streit geraten. Dieser führte offenbar zum Feuergefecht, allerdings soll keiner der am Streit Beteiligten eine Schusswaffe benutzt haben. Die drei Serben wurden verletzt, einer von ihnen erlag in der Nacht seinen schweren Verwundungen. Nach den Worten eines Polizeisprechers gab es zunächst keine Verdächtigen für die Tat. Drei Albaner seien als Augenzeugen einvernommen worden.

Die kosovarische Führung verurteilte den Vorfall und rief dazu auf, Ruhe zu bewahren. Um weitere Zwischenfälle zu verhindern, wurde die Polizeipräsenz in Mitrovica verstärkt. Auch der serbische Kosovo-Unterhändler Borko Stefanovic appellierte an "Frieden und Stabilität" im Kosovo. Der serbische Kosovo-Minister Bogdanovic forderte die EU-Polizei- und Justizmission im Kosovo (EULEX) auf, die Ermittlungen in dem Fall von der kosovarischen Polizei an sich zu ziehen. Die Verantwortlichen für den "Terrorakt" müssten schnellstmöglich gefunden werden, sagte er laut der Nachrichtenagentur Tanjug.

Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verurteilte die Gewalttat. "Gewaltanwendung ist inakzeptabel", betonte OSZE-Vertreter Werner Almhofer am Donnerstag in einer Aussendung. "In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind schon zu viele Menschenleben im Kosovo geopfert worden. Das muss jetzt aufhören." Der österreichische Diplomat rief die kosovarischen Bürger auf, Ruhe zu bewahren und den Justizorganen ihre Arbeit zu ermöglichen.

Die Situation in Mitrovica ist seit Wochen gespannt, nachdem Serben eine Brücke über den Fluss Ibar verbarrikadierten. Der Fluss trennt den albanischen Südteil vom serbischen Nordteil der Stadt. Die Barrikade wurde im Sommer aus Protest gegen die Entsendung kosovarischer Zöllner an die Grenzen zwischen dem Nordkosovo und Serbien errichtet. Die einheimischen Serben, die im Nordkosovo die Bevölkerungsmehrheit stellen, erkennen die vor fast vier Jahren verkündete Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien nicht an.

Der serbisch-orthodoxe Bischof von Prizren und Raska (Kosovo und Südwestserbien), Teodosije, sprach sich unterdessen gegen neue Gewalt im Kosovo aus. Bei einem Treffen mit Außen-Staatssekretär Wolfgang Waldner in der serbischen Gemeinde Gracanica sagte er am Donnerstag, dass die im Ahtisaari-Plan zum Kosovo vorgesehene Autonomie für die Serben im Nordkosovo schwer umzusetzen sei, weil die dortigen Serben die kosovarische Regierung nicht akzeptierten. In Gracanica habe sich der Ahtisaari-Plan dagegen als "sehr erfolgreich" erwiesen. (APA)