8000 Quadratmeter Fläche und 280 Aussteller aus 13 Nationen - die "Buch Wien" in der Halle D des Messezentrums.

Foto: Reed Exhibitions Messe Wien

Wien - Zahlen sind es, kühle und abstrakte, mit denen wir täglich konfrontiert werden. Schuldenstände, Zinssatzentwicklungen, Klimadaten, Erdbeben-, Hunger- und Kriegstote. Zahlen waren es auch, die sich Mittwochabend durch Petros Markaris' Buch-Wien-Eröffnungsrede "Literatur in Krisenzeiten" zogen. 43 Prozent betrage die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland, die Selbstmordrate habe um 25 Prozent zu-, der Buchumsatz um 45 Prozent abgenommen, so Markaris, der einst in Wien Volkswirtschaft studierte.

"Es geht ums Überleben", und: "Wir haben einfach viel Geld verschwendet und wenig erreicht" - nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kultur, sagte Markaris weiter. Dazu brach der Athener Autor eine Lanze für die Literatur mit ihren Möglichkeitsräumen und analysierte anhand der griechischen Geschichte, wie kurz der Weg von einer "Kultur der Armut" und ihren "Werten" zur hemmungslosen ökonomischen Selbstbefriedigung einiger weniger sein kann.

Es war ein schöner, poetischer, letztlich aber erwartbarer Text, den Markaris vortrug. Nachdem Bundesministerin Claudia Schmied die Messe dann eröffnet hatte, wurde am Buffet gefeiert - und von Griechenland-Tourismus gesponserter Wein kredenzt.

Bis Sonntag steht nun die Buch Wien im Messezentrum dem Publikum offen. Dutzende Lesungen und Buchpräsentationen werden hier auf sechs Bühnen stattfinden, auch im Literaturcafé des Standard, und wie jedes Jahr stößt man in der Halle D, einem "Marktplatz der Begegnung" (Schmied), neben Verlags- und Antiquariatsständen auf Verschiedenstes.

"Wer das liest, stirbt" wird an einem Stand ein Ökothriller beworben, unweit davon sucht ein Verlag Manuskripte, und ein paar Schritte weiter liegt ein Buch auf, das sich mit dem Unterschied zwischen "Fotografieren und Knipsen" befasst. Zum Messepreis lässt sich - "Endlich die Hände frei beim Lesen!" - auch der international patentierte "Bookseat" kaufen, auf den der Leser sein Buch legen kann.

Der Stand des Königreichs Saudi-Arabien nimmt wie immer den meisten Hallen-Platz ein, etwas prominenter als in den vergangenen Jahren ist heuer die "Junge Buch Wien" platziert. Sie rückte in den vorderen Teil der Halle. Feinjustierungen also im vierten Jahr der Messe, die für sich verbuchen kann, dass viele Verlage, die sich in den vergangenen Jahren kritisch über das Messekonzept äußerten, wieder mit von der Partie sind. (Stefan Gmünder  / DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2011)