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Hugo Simon (69) zählt auf Ukinda (14) zu den Favoriten. Viermal hat Simon in Wien den Großen Preis gewonnen.

Foto: EPA/WALTER BIERI

Wien - "Altbewährtes mit neuen Ideen vermischt", hat Josef Göllner, und herausgekommen ist das "Wiener Pferdefest". Eine Premiere, wenn man so will, denn offiziell unter diesem Namen firmiert die Veranstaltung, die gestern mit dem Kindertag begann und bis Montag dauert, heuer zum ersten Mal. Doch auch von einem Neuanfang kann man reden, schließlich liegt das letzte "Fest der Pferde" nur zwei Jahre zurück. Dessen Veranstalter Peter Nidetzky und Thomas Frühmann konnten und wollten die Organisation nicht mehr stemmen.

Nun springt Göllner in die Bresche. Der Chef der Lamprechtshausener "horsedeluxe event GmbH" hat sich binnen fünf Jahren mit dem "Amadeus Horse Indoors" in Salzburg einen Namen gemacht und nun auch für die fünf Tage in der Wiener Stadthalle ein Budget von gut 1,5 Millionen aufgestellt. "Mit Müh und Not", wie er zugibt, allerdings geht er davon aus, "dass es im zweiten Jahr leichter wird". Göllner verfolgt einen Plan, der hochtrabend klingt. Wenn es nach ihm geht, soll das Pferdefest schon 2012 Weltcup-Status haben. Voraussetzung neben einem um 300.000 Euro höheren und also verdoppelten Preisgeld wäre, dass die Eishalle der Stadthalle, nun ja, auf Eis gelegt wird und als Abreitplatz zur Verfügung steht.

Für die Zuschauer gibt's schon heuer einige Leckerli. Die Eintrittskarten wurden im Vergleich zu 2010 um dreißig Prozent verbilligt, der Samstag und der Sonntag dauern zwar immer noch recht lange, sind aber nicht mehr zweigeteilt, sondern mit jeweils einem Ticket zu besuchen. "Unsere Turniere sind für Reitsportfreaks und Familien", lautet ein Leitsatz Göllners. Doch selbst die Freaks sollen nicht permanent auf ihren Sesseln kleben, sondern auch in den Genuss des ausgebauten Gastrobereichs gelangen.

Ex-Veranstalter Nidetzky, von Göllner ins Team eingebunden, stellte am Donnerstag nicht unzufrieden fest: "So viel können wir früher nicht falsch gemacht haben." Damit bezog er sich vor allem auf den Turnierablauf und die Programmpunkte. Natürlich wird der Show wieder viel Platz gegeben. Friesen und Noriker tanzen gemeinsam mit den Lambrechtner Schuhplattlern, der Franzose Guillaume Assire Becar zeigt seine Pferdedressur, zu sehen sind die Ponygruppe Biberach, Voltigierer und nicht zuletzt die Akrobatik-Truppe "The Freaks", einem breiten Publikum aus "Die große Chance" bekannt.

Auch bei vielen sportlichen Höhepunkten ist es geblieben. Am Samstag steigt wie gehabt das Wiener Derby, wie gehabt handelt es sich um den längsten Hallen-Parcours der Welt, eine gut 700 Meter lange Galoppade mit 18 Hindernissen ist zu absolvieren. Höhe- und Schlusspunkt am Montag ist traditionell der Große Preis, dotiert mit 85.000 Euro. Am Sonntag bleiben die Herren bzw. die Damen unter sich, sowohl in der "Vienna Men Trophy" als auch in der "Vienna Ladies Trophy" geht es um 23.000 Euro Preisgeld. Gleichberechtigung ist im Springreiten mehr als ein Schlagwort. Viel dazu beigetragen hat Meredith Michaels-Beerbaum, die 2004 als erste Dame und 24 Monate lang an der Spitze der Weltrangliste stand. Die 41-Jährige ist der Star des Pferdefests, sie reist allerdings erst am Sonntag an, wird die "Ladies Trophy" und den Grand Prix in Angriff nehmen, den sie schon einmal gewann (1996).

Die Whitakers kommen natürlich, der Niederländer Dubbeldam, der Franzose Guerdat. Österreichs Hoffnungen ruhen vor allem auf Hugo Simon (69). Manche Dinge ändern sich nie. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 11. November 2011)