Wenn die ärztliche Leiterin "Strukturprobleme" zugibt, so heißt das in der Regel: zu wenige Ärzte, zu wenig erfahrene Ärzte. An der Kinderklinik in Innsbruck, wo es zu schwersten Vorfällen mit Kleinkindern gekommen ist, herrschen solche "Strukturprobleme". Wenige Wochen später veranstalten die Ärzte des AKH eine Betriebsversammlung wegen "gefährlichen Personalverdünnungen". Die Sparmaßnahmen - Nichtnachbesetzung von mindestens 40 bis 50 Stellen - müssten rückgängig gemacht werden. Auch die Nacht-Journaldienste dürften nicht reduziert werden. Es wird auch die Teil-Schließung der Notaufnahme diskutiert, die vor allem am Wochenende Anlaufstelle für Akutfälle aus Niederösterreich ist.

Das AKH ist das größte Krankenhaus Mitteleuropas. Wer mit dortigen Ärzten ins Gespräch kommt, hört viele besorgniserregende Geschichten. "Das ärztliche Personal arbeitet an den Grenzen des Zumutbaren", sagt Prof. Thomas Szekeres, Betriebsratschef des wissenschaftlichen Personals.

Kurz vorher hatte Prof. Arnold Pollak für das ärztliche Personal an der Med-Uni Wien in einem Brief an Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle vor "dramatischen und besorgniserregenden Mängeln und einer Gefährdung der Sicherheit von PatientInnen" gewarnt. Die Ärzte am AKH und in Innsbruck gehören zum Bund. Der hat kein Geld oder will keines haben für seine Spitäler. Da stimmt etwas mit den Prioritäten nicht. (DER STANDARD; Printausgabe, 11.11.2011)