Karlsruhe - Genau 125 Jahre ist es her, dass erstmals elektromagnetische Wellen von A nach B übertragen und damit auch ihre Existens nachgewiesen wurden. Die Ausstattung für diese  technische Meisterleistung war vergleichsweise bescheiden: ein unterbrochener Metallstab mit sogenannten Funkenkugeln als Sender und ein einfacher Drahtring mit einer kleinen Unterbrechung als Empfänger. Am 11. November 1886 schuf damit Heinrich Hertz in Karlsruhe die Grundlage für die Entwicklung der drahtlosen Telegrafie und des Radios.

"Heinrich Hertz hat unsere Welt massiv verändert", sagte Prof. Volker Krebs, Vorstand der Karlsruher Heinrich-Hertz-Gesellschaft. Dabei hatte Hertz an die praktische Anwendung gar nicht gedacht. "Er wollte in erster Linie forschen. Ihn interessierte nicht so sehr, was man damit anfangen konnte", schilderte Krebs. Die Funktelegrafie technisch realisiert hat 1896 der russische Physiker Alexander Popow. Und als Pionier der drahtlosen Telekommunikation ist der Italiener Guglielmo Marconi in die Geschichte eingegangen.

"Mit fast null Ausstattung"

Verdienst von Hertz war der Nachweis, dass sich elektromagnetische Wellen auf die gleiche Art und mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreiten wie Lichtwellen. Damit bestätigte Hertz die elektromagnetische Theorie des Lichts von James Clerk Maxwell. "Erstaunlich ist, mit welchen Mitteln Hertz das nachgewiesen hat - mit fast null Ausstattung", hob Krebs hervor. Die Frequenz elektromagnetischer und anderer Schwingungen wird heute in der Einheit Hertz (Hz) gemessen.

Hertz, am 22. Februar 1857 in Hamburg geboren, studierte in Berlin und lehrte später in Kiel, Karlsruhe und Bonn. Einer, der die Begabung seines Schülers erkannte, war sein Freund und Förderer Hermann von Helmholtz, der über ihn schrieb: "Er war ein Geist, der ebenso der höchsten Schärfe und Klarheit des logischen Denkens fähig war wie der größten Aufmerksamkeit in der Beobachtung unscheinbarer Phänomene."

Für die aufstrebende Technische Hochschule Karlsruhe war der junge Forscher ein Glücksfall. Doch auch für den erst 28-Jährigen war der Posten attraktiv. "Hertz war zufrieden mit den Arbeitsbedingungen, die er vorfand", sagt der Archivar des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Klaus Nippert. Wegen eines konjunkturellen Einbruchs habe er relativ wenige Studenten gehabt - und so viel Zeit für seine Arbeit. In Karlsruhe fand Hertz auch die Frau fürs Leben, Elisabeth Doll. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.

Hertz wäre aus Sicht von Krebs ein sicherer Anwärter auf den Nobelpreis gewesen. Doch so viel Zeit blieb dem Physiker nicht. Er starb am 1. Jänner 1894 mit 36 Jahren an einer Blutvergiftung - Jahre vor der ersten Nobelpreis-Vergabe 1901. (red/APA)