Stützpunkt Lewis-McChord - Im Prozess um die Ermordung von drei afghanischen Zivilisten durch eine Gruppe von US-Soldaten ist der mutmaßliche Anführer der Gruppe in allen Punkten für schuldig befunden worden. Ein Militärgericht auf dem Stützpunkt Lewis-McChord nahe Seattle im US-Bundesstaat Washington sprach den 26 Jahre alten Unteroffizier Calvin Gibbs am Donnerstag in 15 Anklagepunkten schuldig, darunter des vorsätzlichen Mordes in drei Fällen. Ihm droht nun eine lebenslange Haftstrafe.

Neben Gibbs waren vier weitere US-Soldaten angeklagt worden, von denen drei nach Schuldbekenntnissen zu Haftstrafen verurteilt wurden und sich bereiterklärten, gegen Gibbs auszusagen. Die Einheit soll zwischen Jänner und Mai 2010 in der südlichen afghanischen Provinz Kandahar drei Zivilisten ermordet haben. In den Ermittlungen waren grausige Details ans Licht gekommen, die Soldaten behielten demnach Finger und Zähne ihrer Opfer als Trophäen. Gibbs soll ein regelrechtes "Tötungsteam" gebildet haben. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte im März Fotos veröffentlicht, auf denen zwei der Angeklagten neben Leichen posieren.

Am Mittwoch hatte Militärstaatsanwalt Robert Stelle die Behauptung Gibbs zurückgewiesen, sein Team habe die Afghanen getötet, nachdem es von ihnen angegriffen worden sei. Gibbs soll demnach Waffen bei den getöteten Afghanen abgelegt haben, um einen Angriff vorzutäuschen. Gibbs habe seine Einheit und letztlich die USA verraten, sagte Stelle. Gibbs Verteidigung hatte versucht, die Glaubwürdigkeit der anderen Soldaten der Gruppe in Zweifel zu ziehen, die gegen Gibbs aussagten. (APA)