Wien  - Der ehemalige Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO/IAEA), Hans Blix, warnt vor einem Militärschlag gegen den Iran. In einem Interview in der Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" betont Blix, erstens wisse niemand, "wo sich all die Atomanlagen befinden. Zweitens würde es mich absolut überraschen, wenn der Iran keine Prototypen und Konstruktionspläne hätte, auf die er nach einem Angriff zurückgreifen könnte. Und drittens: Wenn die Entscheidung, eine Bombe zu bauen, noch nicht gefallen ist, dann würde ein Militärschlag wohl erst recht dazu führen, dass sie getroffen wird."

Die Folge einer Militärintervention sei möglicherweise ein "Flächenbrand im Nahen Osten", so Blix weiter. "Ich glaube, man kann niemanden durch Androhung von Gewalt von einem Atomprogramm abbringen - das führt wohl eher dazu, dass sich derjenige noch mehr damit beeilt, um sich verteidigen zu können."

Der Iran bezeichnet den jüngsten Bericht der IAEO, in dem eine Reihe von Indizien für ein geheimes Atomwaffenprogramm aufgelistet sind, als unglaubwürdig. Blix verteidigt das Papier: "Natürlich werden jetzt Fragen nach den Beweisen und der Verlässlichkeit von Geheimdienstinformationen diskutiert", so der ehemalige IAEO-Chef. "Aber ich glaube, die IAEO war sehr klug und hat nicht einfach geschluckt, was ihr vor die Nase gehalten wurde. Sie berichtet ehrlich, was ihr vorliegt und das macht einen starken Eindruck."

US-Außenministerin Hillary Clinton fordert vom Iran eine rasche Antwort auf neue Vorwürfe zum Atomprogramm des Landes. Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA/IAEO) habe "ernsthafte Sorgen" ausgelöst, sagte Clinton vor Journalisten in Honolulu. "Wir erwarten, dass der Iran in den kommenden Tagen, die gravierenden Fragen beantwortet, die dieser Bericht aufgeworfen hat", betonte die Ministerin. (APA)