London/Wien - Bei einer Explosion auf einem Militärstützpunkt der iranischen Revolutionsgarden ist auch ein hochrangiger Kommandant ums Leben gekommen, der für die Entwicklung des iranischen Raketenprogramms verantwortlich gewesen sein soll. Dies gibt Anlass zu Spekulationen, dass der israelische Geheimdienst Mossad etwas mit der Explosion zu tun hatte, bei der 17 Mitglieder der Eliteeinheit getötet wurden, berichtete die britische Zeitung "The Telegraph" am Montag in ihrer Internetausgabe.

Bei dem getöteten Kommandanten handelt es sich den Angaben zufolge um den Brigadier General Hassan Moghaddam. Die iranischen Behörden behaupten, bei der Explosion in dem Munitionslager habe es sich um einen Unfall gehandelt. Die Tatsache, dass ein hochrangiger Offizier dabei ums Leben kam, weist laut "Telegraph" allerdings auf einen Sabotageakt gegen das iranische Atom- und Raketenprogramm hin.

Das Blatt zitiert den US-Blogger Richard Silverstein, der über gute Verbindungen zum israelischen Militär verfügen soll. Dessen Angaben zufolge soll der Mossad gemeinsam mit der bewaffneten iranischen Exil-Oppositionsgruppe Volksmujaheddin die Aktion durchgeführt haben. Vor einem Jahr habe es eine Explosion in einem Gebäude gegeben, in dem iranische Langstreckenraketen vom Typ Shahab 3 gelagert wurden. Dabei seien 18 Menschen ums Leben gekommen, so Silverstein. Die iranischen Behörden hätten damals ebenfalls von einem Feuer in einem Munitionsdeport gesprochen.

Barak: Wiederholung "wünschenswert"

Weder der Mossad noch die israelische Regierung haben jemals offiziell die Verantwortung für solche Sabotageakte übernommen. Aber in den israelischen Medien wurde sofort heftig über die Hintergründe der jüngsten Explosion auf der iranischen Militärbasis spekuliert, deren Schockwellen noch im rund 30 Kilometer entfernten Teheran zu spüren gewesen sein sollen. Die auflagenstärkste israelische Tageszeitung, "Yediot Aharonot" schrieb auf ihrer Website, es gebe Hinweise darauf, dass die Detonation das Ergebnis einer "militärischen Operation auf Grundlage von Geheimdiensterkenntnissen" gewesen sei.

Obwohl es dafür keine unabhängige Bestätigung gibt, deutet vieles darauf hin, dass das iranische Atomprogramm einer Reihe von Angriffen ausgesetzt war. In den vergangenen beiden Jahren war es zu schweren Unglücksfällen gekommen, die von ausländischen Geheimdiensten, möglicherweise dem Mossad, herbeigeführt worden sein könnten. Zudem wurde im Vorjahr ein hochrangiger iranischer Atomphysiker von Unbekannten ermordet. Außerdem hat ein komplexer Computerwurm - "Stuxnet" - iranische Urananreicherungszentrifugen außer Kontrolle geraten lassen.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hat sich indes positiv zu der Explosion des Munitionslagers geäußert. Befragt nach den möglichen Folgen des Vorfalls für Teherans Atomprogramm sagte Barak im israelischen Militärradio, es sei durchaus "wünschenswert", dass sich derlei Explosionen wiederholten. (APA)