Wien - Theoretisch hat Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in Sachen Prostitution schon eine Verbündete auf ÖVP-Seite. Heinisch-Hosek hatte im STANDARD-Gespräch Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) aufgefordert, sie solle die Sittenwidrigkeit für Prostitution so bald wie möglich abschaffen.

Katharina Cortolezis-Schlager, ÖVP-Wissenschaftssprecherin und auch im Gleichbehandlungsausschuss des Nationalrats tätig, hält das für eine gute Idee. Aber: "Der Passus der Sittenwidrigkeit muss durch einen Paragrafen ersetzt werden, der die Gleichberechtigung und Würde der Frau betont." Denn, sagt Cortolezis-Schlager: "Wir dürfen uns im 21. Jahrhundert nicht damit zufrieden geben, die Arbeitsbedingungen für Prostituierte zu verbessern und Erlaubniszonen zu schaffen." Prostitution sei "kein Job wie jeder andere", sondern "immer mit Gewalt, Frauenhandel und Armut von Frauen verbunden".

Schweden ist für sie ein Vorbild, "weil man dort Prostitution mit der Würde der Frau für unvereinbar hält". Cortolezis-Schlager kündigte an, auf europäischer Ebene tätig zu werden: "Frauenhandel muss in Europa strenger kontrolliert werden."

Die ÖVP-Politikerin, die auch Parteivorsitzende in Wien-Leopoldstadt ist (wo auch das neue Wiener Prostitutionsgesetz "Erlaubniszonen" vorsieht), will mehr Mittel aus der Arbeitsmarktförderung für Prostituierte, um diesen den Umstieg zu ermöglichen. Cortolezis-Schlager: "Gerade im zweiten Bezirk könnte man Frauen aus dem Rotlicht-Milieu in Green Jobs umschulen." Die IT-Branche biete viele Möglichkeiten, Facharbeitskräfte anzulernen. Und das Gebiet rund um die die neue Wirtschaftsuniversität am Rande des Praters eigne sich gut für Green Jobs.

Unterstützen will Cortolezis-Schlager die Frauenministerin auch in einem zweiten Punkt: Diese hatte angekündigt, über "das Benehmen der Freier" diskutieren zu wollen. Heinisch-Hosek kann sich etwa eine Kondompflicht oder ein Verbot von gekauftem Sex mit Schwangeren vorstellen. Das Wiener Prostitutionsgesetz geht in diese Richtung: Freier, die Sex in Verbotszonen kaufen, werden bestraft. (stui, DER STANDARD, Printausgabe 14.11.2011)