Wien - Österreich hat relativ große Defizite bei der Rehabilitation von Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). In der akuten Therapie allerdings sieht es besser aus: Anlässlich des Welt-COPD-Tages am Mittwoch (16. November) wurden von der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie und den EU-Partnerorganisationen erste Ergebnisse des von der European Respiratory Society (ERS) europaweit durchgeführten COPD-Audits veröffentlicht.

Problematische "Raucherkrankheit"

Die in Österreich in die Untersuchung eingeschlossenen COPD-Patienten - der klassischen "Raucherkrankheit", die mit der chronischen Bronchitis beginnt und im Lungenemphysem endet - hatten eine schwere bis sehr schwere Erkrankung. Im Erhebungszeitraum von drei Monaten wurden an 26 Lungen- und internen Abteilungen mehr als 800 Patienten mit akuter Verschlechterung der COPD stationär aufgenommen. Davon waren 30 Prozent aktive Raucher, 24 Prozent waren Sauerstoff-pflichtig (Langzeitsauerstoff-Versorgung). Zehn Prozent mussten während des stationären Aufenthalts einer nicht-invasive Beatmung (Sauerstoffmaske) zugeführt werden. 23 Prozent der Patienten hatten zusätzlich eine Herz-Kreislauferkrankungen (Hypertonie, KHK, Herzinsuffizienz) und 20 Prozent wiesen einen Diabetes mellitus auf.

"Die Patienten waren insgesamt kränker als im europäischen Durchschnitt" umriss Otto C. Burghuber, Vorstand der 1. Lungenabteilung des Otto Wagner Spitals in Wien, die Schwere der Erkrankung dieser Patienten. Die Therapieergebnisse waren in Österreicher im europäischen Vergleich recht gut. "Die Mortalität während des Krankenhausaufenthaltes und die 90-Tage-Mortalität war mit vier Prozent (EU: 4,9 Prozent) beziehungsweise sechs Prozent (6,2 Prozent) geringer als im europäischen Schnitt, obwohl der Schweregrad der COPD höher war als in der übrigen EU. Die Aufenthaltsdauer im Spital war mit durchschnittlich 8,3 Tagen in Österreich trotzdem nicht höher als im europäischen Durchschnitt", fügte er hinzu.

Gefahr "Drehtür-Patienten"

Doch es gab auch mehrere Mankos: Der Prozentsatz jener Patienten, die in der Folge wieder stationär aufgenommen werden mussten, war mit 37,7 Prozent (EU: 35 Prozent) im Vergleich zu anderen Ländern hoch, wies Sylvia Hartl, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, auf einen "wunden Punkt" in der Versorgung von COPD-Patienten hin. "Sogenannte 'Drehtür-Patienten' sollten in einem modernen Gesundheitswesen nicht vorkommen", erklärte sie.

60 Prozent der Patienten (EU: 40 Prozent), die ins Spital aufgenommen wurden, hatten noch nie eine Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) und wussten dementsprechend auch nicht über ihren Krankheitsstatus Bescheid. Als Ursachen dafür nannte Sylvia Hartl das Fehlen flächendeckender Spirometrie-Untersuchungen, die nicht nur aus diagnostischen Gründen wichtig wären, sondern auch, weil sie den Patienten ihren Krankheitsstatus bewusst machen.

Das größte Manko allerdings betrifft offenbar die Rehabilitation von COPD-Patienten in Österreich. Während im EU-Durchschnitt 80 Prozent der COPD-Patienten nach ihrer Spitalsentlassung in der Rehabilitation weiter betreut werden, sind es in Österreich nur 30 Prozent. "Ein wesentlicher Grund dafür ist auch", so die ÖGP-Präsidentin, "dass die Krankenkassen, im Unterschied zu anderen europäischen Ländern, die Kosten für diese wichtigen Maßnahmen nur für Berufstätige übernehmen. Das bedeutet, dass Schwerstkranke, die nach dem Krankenhausaufenthalt die Rehabilitation besonders dringen brauchen würden, davon ausgeschlossen sind. In anderen Ländern ist das eben nicht so."

Unabdingbare Maßnahmen seien deshalb:

  • Flächendeckende Einführung der Lungenfunktionsprüfung bei Allgemeinmedizinern und Bezahlung durch die Krankenkassen.
  • Einführung eines adäquaten Entlassungsmanagements nach Spitalsaufenthalten.
  • Kostenloser Zugang zur Raucherentwöhnung in Österreich (30 Prozent der schwerkranken COPD-Patienten rauchen).
  • Rehabilitationsmaßnahmen für COPD-Patienten. (APA)