Wien - Die Bürgermeister sind die Ersten, die merken, wenn etwas nicht mehr passt. Zum Beispiel wenn die Lebenswelt ihrer Bürgerinnen und Bürger aus bestimmten Strukturen herausgewachsen ist. Besonders gut zu beobachten am Bedarf für Kindergartenplätze und die Betreuung von Schulkindern am Nachmittag.

Darum zeigte sich Helmut Mödlhammer (ÖVP) am Montag heilfroh, dass nach "mühevollen" Verhandlungen mit dem Bund ein Jahr nach dem Grundsatzbeschluss der Regierung in Loipersdorf mit der Umsetzung des Ausbaus der ganztägigen Betreuung an Pflichtschulen begonnen werden kann.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) lobte Mödlhammer dabei besonders, habe sie doch "wie eine Löwin" für die in Summe 320 Millionen Euro "Anschubfinanzierung" für die kommenden vier Jahre gekämpft. Mit gutem Grund. "Gute Schulen sind, gerade auch im ländlichen Bereich, Standortfaktoren", sagte sie.

Noch im November sollen die ersten Gelder an Gemeinden, die als Schulerhalter für die Volks-, Haupt- und Neue Mittelschulen verantwortlich sind, überwiesen werden, kündigte Schmied an. Bis 2014 will die Regierung das Angebot von 106.000 auf 160.000 Plätze erhöhen, dazu kommen 50.000 Hortplätze. Ab zwölf (bisher 15) angemeldeten Schülern können Gruppen gebildet werden, um diese Größe zu erreichen können auch Kinder aus mehreren Klassen, Schulen oder Gemeinden zusammengefasst werden.

Die Gemeinden sind verpflichtet, bis 16 Uhr (bei Bedarf auch an schulfreien Tagen) für Betreuung zu sorgen. Möglich ist auch ein "echtes" Ganztagsschulangebot, mit verschränkten Lern- und Freizeitzeiten. Da es dafür nicht genug Lehrer gibt, die das machen wollen, wurde der Beruf des Freizeitpädagogen erfunden, die ersten Kandidaten durchlaufen gerade die zweisemestrige Ausbildung.

Geld über Finanzausgleich

Mödlhammer ist "nach wie vor mit der gesamten Form der Schulverwaltung nicht zufrieden". Finanzfragen müssen über die Länder mittels 15a-Vereinbarung mit dem Bund abgewickelt werden. "Die wahren Schulerhalter, die Gemeinden, sollten am Tisch sitzen", forderte Mödlhammer und warnte auch: Es gibt ein (Schüler-)Leben nach 2014. Für diese Kinder werden die Gemeinden wieder Geld brauchen. Das soll am besten über den Finanzausgleich (der aktuelle läuft bis Ende 2014) geregelt werden, sagte Schmied. (nim, DER STANDARD, Printausgabe, 15.11.2011)