"Zala" vom Teatr Trotamora, zu Gast im Stadttheater Klagenfurt.

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Ist es eine Farce, Groteske oder doch eine Tragödie, die den Kärntner Slowenen ihre Sprache geraubt hat? Wohl etwas von allem. Am Sonntag gastierte das zweisprachige Teatr Trotamora mit dem Drama Zala von Simone Schönett und Harald Schwinger am Stadttheater Klagenfurt. Ein Volk ohne Sprache hat keine Heimat, deshalb lässt sich die Hauptfigur Zala die slowenischen Worte für Heimat und Liebe im freigewählten Exil in Istanbul in die Rückenhaut tätowieren. Als sie nach Kärnten zurückkehrt, spricht ihr einstiger Verlobter Mirko nur mehr Deutsch, und seine Liebe gehört nun der "Deutschen" Almira, die ihn zwingt, seine Muttersprache zu verleugnen.

Zalas Zorn der Verzweiflung nützt nichts. Am Ende wird sie wie eine geschlachtete Sau in einem Trog mit heißer Brühe so lange gewendet, bis ihr die tätowierte Haut abgeht.

Regisseur und Theaterleiter Marjan Stikar hat die von Schönett und Schwinger bearbeitete alte Legende von der "Miklova Zala", die den Slowenen zum Symbol des Widerstandes gegen Unterdrückung und Assimilierung wurde, in starke Bilder - oft voller Ironie - übersetzt. Im Zwischenreich der Untoten gibt es keinen Ausweg. Sie kehren ewig wieder: die Stereotype vom deutschen Ober- und dem slowenischen Untermenschen - wie die in Stein gemeißelten Abwehrkämpfer am Denkmal von Sankt Jakob im Rosental, die Stikar zu gespenstischem Eigenleben erweckt.

Nur hin und wieder spuckt die Kärntner Urmutter in schwarzem Kittel und Kopftuch allen miteinander in die Suppe. Ein beeindruckender Abend, umso mehr, als es sich um Laienschauspieler handelt, die uns "Volkstheater" im besten Sinn vorspielen. Weitere Aufführungen wären wünschenswert. (stein, DER STANDARD - Printausgabe, 15. November 2011)