Die Wiener Börse hat die Sitzung am Dienstag nach einer schwachen Tagesperformance bei unterdurchschnittlichem Volumen im Minus beendet, wenn auch die massiven Verlaufsverluste bis zum Handelsschluss etwas eingedämmt werden konnten. Der ATX ging schließlich um 36,52 Punkte oder 1,91 Prozent tiefer auf 1.878,24 Einheiten aus dem Handel, nachdem er im Mittagshandel zwischenzeitlich bis auf 1.854,85 Einheiten abgerutscht war.

Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 57 Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 1.935 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -0,56 Prozent, DAX/Frankfurt -0,86 Prozent, FTSE/London -0,02 Prozent und CAC-40/Paris -1,92 Prozent.

Einmal mehr hätten die Geschehnisse in der Euro-Schuldenkrise das Geschehen am Markt bestimmt, war aus Marktkreisen zu vernehmen. Zwar seien in Griechenland und Italien politische Fortschritte erfolgt. Das habe allerdings nicht ausgereicht um die Unsicherheit aus dem Markt zu nehmen. Für Verunsicherung hätten die vielerorts anziehenden Renditen für europäische Staatspapiere gesorgt, hieß es weiter.

Überraschend solide US-Konjunkturdaten und eine dementsprechend nur leicht schwächere Wall Street-Eröffnung ließen die europäischen Handelsplätze ihre Verluste im Nachmittagshandel jedoch deutlich eingrenzen. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe im Bundesstaat New York - gemessen am Empire State Index - hatte sich im November unerwartet stark aufgehellt und auch die Umsätze der Einzelhändler im Oktober überraschten mit einem stärker als erwarteten Anstieg positiv.

In Wien stand mit Vienna Insurance Group, Mayr-Melnhof, Semperit und Lenzing gleich ein ganzer Reigen an Zwischenbilanzpräsentationen zum dritten Quartal auf der Agenda. Auch Analystenkommentare sorgten vereinzelt für Impulse.

In einem europaweit schwachen Finanzsektor sackten die schwergewichtigen Bankenwerte Erste Group und Raiffeisen um 5,16 Prozent auf 13,89 Euro bzw. 4,50 Prozent auf 17,40 Euro ab und zählten damit zu den schwächsten Werten im Wiener prime market. Auch Vienna Insurance Group (minus 4,52 Prozent auf 26,74 Euro) lagen dem europäischen Branchentrend entsprechend im Minus. Das Zahlenwerk an sich bezeichnete ein Analyst als "eigentlich wie erwartet, voll in line mit den Konsensus-Schätzungen". Er gehe weiterhin von einem "starken Jahresergebnis" aus, so der Finanzexperte weiter.

Gute Quartalszahlen helfen nicht

Mayr-Melnhof schlossen um etwa marktkonforme 1,89 Prozent auf 66,0 Euro schwächer. Die Ergebnisse seien etwas hinter seinen Erwartungen zurück geblieben und auch unter den Konsensusschätzungen ausgefallen, kommentierte ein Analyst die Zwischenbilanz.

Auch Semperit rutschten nach einem starken Auftakt in die Verlustzone und schlossen schließlich um 0,41 Prozent leichter auf 31,28 Euro. Hier sprach ein Analyst von "sehr guten" Drittquartalszahlen, sowohl der Umsatz als auch das Nettoergebnis hätten sich stärker entwickelt als erwartet. Zwar sei der Auftragseingang leicht rückläufig, in Summe sei "aber auch das kein Grund zum Jammern". Auch im vierten Quartal sei von einer erfreulichen Unternehmensperformance auszugehen.

Lenzing (minus 0,06 Prozent auf 71,63 Euro), die im Anschluss an die Vorlage der Drittquartalsergebnisse über weite Strecken des Handelstages im Plus gelegen waren, drehten kurz vor Handelsende ebenso ins Minus, blieben aber deutlich über der Gesamtmarktentwicklung. Eine sehr gute Performance lieferten Schoeller-Bleckmann (SBO) im Vorfeld der morgigen Zahlenvorlage ab - die Aktie des Ölfeldausrüsters führte mit einem Plus von 2,16 Prozent auf 62,95 Euro die Kurstafel im Wiener prime market an.

The trend is your friend

Massive Verluste mussten wiederum Wienerberger hinnehmen, die um 4,51 Prozent auf 7,64 Euro einbrachen. Die Finanzexperten der Berenberg Bank haben ihre Einstufung für die Aktie von "hold" auf "sell" nach unten revidiert und das Kursziel von 11,00 auf nunmehr 9,00 Euro gekappt. Die Analysten der UBS meldeten sich ebenfalls zur Aktie des Baustoffkonzerns zu Wort. Hier lautete die Einstufung unverändert "neutral", das Kursziel wurde aber von 9,30 auf 8,60 Euro gekürzt.

Für die Aktie der Telekom Austria (minus 0,20 Prozent auf 8,17 Euro) wurde das Kursziel seitens der UBS indes von 6,70 auf 7,00 Euro nach oben revidiert. Die Verkaufsempfehlung "Sell" wurde beibehalten. (APA)