Szene aus der US-Serie "How to make it America" mit Hauptdarsteller Bryan Greenberg (li) als Ben Epstein.

Foto: HBO.com

Während meine ehemaligen Studienkollegen in D.C. bei der Weltbank, diversen Außenministerien und Beratungsfirmen anheuern (oder es zumindest versuchen), schließe ich mich dem Heer von übermotivierten Praktikanten in New York an. Amerikanische Arbeitsmentalität will schließlich gelernt sein. Es ist eine Lektion in Demut und Geduld. Meine Arbeitgeber in Brooklyn sind mehr an meinen nicht existenten Fähigkeiten als Ikea-Monteurin interessiert, als an meinem Wissen über den Nahen Osten. Dafür lassen sie mich teilhaben am amerikanischen Traum. Als unterstes Glied der Kette einer Produktionsfirma, darf ich mir meinen eigenen Tellerwäscher-Millionär Mythos erschaffen.

Dabei scheint meine Generation ihren Glauben an diesen Mythos verloren zu haben. Willkommen in "Post-Hope-America." Egozentrisch, weinerlich, talentfrei, ruhmsüchtig, apathisch. So beschreibt Noreen Malone im New York Magazine unsere Altersgenossen. Es ist eine Armee an arbeitslosen College-Absolventen, die erdrückt wird von ihren Studienkrediten. Nur ein Bruchteil hegt noch die Hoffnung, dass es ihnen einmal besser gehen wird, als ihren Eltern. Wozu noch hart schuften, wenn alles darauf hinausläuft, dass man wieder bei Mama und Papa einziehen muss?

Zähne zusammenbeißen und durch

Trotzdem. Der Mythos lebt, amerikanische Sinnkrise hin oder her. Es ist ein Kampfgeist, der von keiner Arbeitslosenstatistik zu erschüttern ist. Vielleicht ist er aber auch nur in New York besonders ausgeprägt. Als Neuling bin ich noch in der Anfangsphase den Puls der Stadt zu erahnen. Und es wäre vermessen ein geschlossenes Bild von New York und seinen Einwohnern zu vermitteln. Aber der Ehrgeiz es unbedingt schaffen zu wollen ist allgegenwärtig. Sei es der eigene Frisörsalon im Village, die eigene Bar in Williamsburg, das Musikvideo auf MTV oder einfach nur die Krankenversicherung für die ganze Familie. Das Träumen haben die Amerikaner nicht verlernt. Auch wenn sie dabei bescheidener geworden sind. Das Maß an Selbstausbeutung kennt dabei keine Grenzen. Du hast drei Jobs und wirst nicht anerkannt? Pech. Wir alle müssen einstecken. Genörgelt wird nicht.

Eine Fernsehserie hat sich dieser Tage ganz und gar diesem Lebensprinzip verschrieben. In großen Lettern wirbt der Fernsehsender HBO überall in der Stadt für die zweite Staffel seines Quotenhits "How to make it in America". Zu sehen ist die Odyssee einer Clique New Yorker Underdogs, die versucht die Modewelt zu erobern. Was dem Namen nach wie eine unterhaltsame Gebrauchsanleitung für Immigranten klingt, ist eine Momentaufnahme Amerikas in der Krise, das sich trotz mieser Jobs, untreuer Freundin und verletztem Stolz immer wieder aufrappelt. Jeden Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, grinsen mir die attraktiven Mittzwanziger der Serie von einem Plakat entgegen. Hinter ihnen ist Manhattans Skyline zu sehen. Und es dauert nicht lange, bis man sich das Motto der Serie zur eigenen Überlebensdevise erklärt hat:„Dream big or go home."