Das Land Tirol entschädigt nun doch nicht alle Missbrauchsopfer, wie dies von Landeshauptmann Platter im August angekündigt worden war. Die zuständige Landesabteilung berichtete am Dienstag von 15 Fällen, die abgelehnt worden seien und bestätigte einen entsprechenden ORF-Bericht. Ihre Unterlagen hätten offenbar nicht den Kriterien der eingesetzten Kommission entsprochen, hieß es.
Von den 15 Betroffenen seien zwölf in Einrichtungen des Landes untergebracht gewesen, drei in privat geführten Heimen. Die angezeigten Taten hätten sich zwischen 1950 und 1980 ereignet. Insgesamt seien 133 Betroffene entschädigt worden. Das Land stellte dafür 1,202 Millionen Euro zur Verfügung.
Nochmals prüfen
Platter will die drei abgelehnten Fälle aus privaten Einrichtungen nochmals prüfen lassen. Dies erklärte er am Dienstag nach der Regierungssitzung. Die unabhängige Kommission habe sie nach den gleichen Kriterien bewertet, wie alle anderen Fälle. Es habe aber verschiedene Punkte gegeben, die nicht für eine Entschädigung gesprochen hätten.
Die Entscheidung sei unter anderem aufgrund der vorliegenden Polizeiprotokolle der Einvernahmen getroffen worden, erläuterte LHStv. Gschwentner. Soziallandesrat Reheis soll sich diese drei Fälle aus Privateinrichtungen "noch einmal anschauen".
Zuvor hatten Tirols Oppositionsparteien geschlossen Kritik an der Nichtberücksichtigung der drei Fällen aus Privateinrichtungen geübt. Der Landeshauptmann habe Wort zu halten und den Betroffenen die Entschädigungszahlungen zukommen zu lassen, forderte der Obmann der Liste Fritz, der größten Oppositionspartei im Tiroler Landtag, LAbg. Dinkhauser. Der Grüne Klubobmann LAbg. Willi ortete ein "gebrochenes Versprechen": "Tirol hat das Geld dafür." Scharfe Kritik an Platter kam auch von FPÖ-Landesparteiobmann, LAbg. Hauser. (APA)