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Palästina ist seit kurzem Mitglied bei der UNESCO.

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Yahya Yakhlaf, der Präsident der UNESCO-Kommission.

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Yahya Yakhlaf und Ismail Tellawi.

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„Ein großes Dankeschön an Österreich", wirft mir Ismail Tellawi in seinem Büro in Ramallah entgegen, noch bevor ich mich auf dem Lederstuhl ihm gegenüber hinsetzen kann. Als Generalsekretär der Palästinensischen Kommission für Kultur, Bildung und Wissenschaft, leitet er dank der Unterstützung von Staaten wie Österreich jetzt die Kommission eines UNESCO-Vollmitglieds. Die neu gewonnene Legitimität macht ihn sichtlich stolz. „Alles wird sich jetzt verändern", sagt er, gibt aber zu bedenken, dass sie erst noch die Charta unterzeichnen, und den Jahresbeitrag zahlen müssen. „Das sollten nicht mehr als 10.000 Dollar sein."

Wer denkt, dass die palästinensische UNESCO-Mitgliedschaft bestenfalls ein symbolischer Erfolg ist, wird von Ismail Tellawi schnell eines Besseren belehrt. Denn er und sein Kollege Yahya Yakhlaf, der als Präsident der UNESCO-Kommission vorsteht, haben einiges vor. „In den nächsten zwei bis drei Monaten werden wir mehr als 20 Sehenswürdigkeiten als unser nationales Kulturerbe registrieren lassen", erklärt Tellawi. Unter den Kandidaten sei auch die Ibrahim Moschee, auch Höhle der Patriarchen genannt, die als Grab von Abraham und anderen biblischen Charakteren von Juden und Muslimen verehrt wird. Der Konflikt um die Altstadt von Hebron könnte durch die Anerkennung des Heiligtums als palästinensisches Kulturerbe neu aufflammen, und sich in die internationale Arena verlagern. Schon ein früherer UNESCO-Beschluss hatte Hebron als „integralen Bestandteil der besetzten palästinensischen Gebiete" definiert. Ein Entscheid, den die rund 800 tendenziell radikalen Siedler, die inmitten der Altstadt von Hebron unter israelischem Militärschutz leben, wohl nicht gerne hören.

Die UN-Kulturorganisation soll also das „nationale Erbe der Palästinenser vor der Bedrohung durch Israel" schützen, wie Yahya Yakhlaf erklärt. Lediglich die Jerusalemer Altstadt wird nicht auf der neuen Liste stehen, weil sie schon 1981 auf Vorschlag Jordaniens als Weltkulturerbe eingetragen wurde. Aber die UNESCO könnte der Palästinensischen Autonomiebehörde wieder mehr Einfluss in Ostjerusalem bringen, wo sie seit der zweiten Intifada nicht mehr offiziell vertreten ist.

„Wir werden unsere Vorschläge für Jerusalem unter dem Schirm von UNESCO umsetzen können", hofft Yakhlaf. Dabei sei auch eine Resolution, die Israel für das Verbot der PLO-Vertretung in Ostjerusalem verurteilt, durchaus möglich. Auch wenn er betont, dass die Palästinenser kein Interesse an einer Politisierung der UN-Kulturorganisation haben, so bringt Yakhlaf, der auch schon einmal Kulturminister war, die Sache dennoch klar auf den Punkt: „Wir können politische Ziele auch mit kulturellen Mitteln erreichen." (Andreas Hackl, derStandard.at, 15.11.2011)