Bild nicht mehr verfügbar.

Josef Ackermann, wie er leibt und lebt: Am 21. Jänner 2001 zu Beginn des Mannesmann-Prozesses.

Foto: AP/Oliver Berg

Mitten in der Finanzkrise muss die Deutsche Bank zwei schwerverdauliche Brocken schlucken. Im Zentrum steht ihr Chef=Kämpfer=Nebelleuchte=Goldjunge Ackermann. Gegen ihn wird wegen mutmaßlicher Falschaussage im Prozess gegen Medienmogul Leo Kirch ermittelt. Zum anderen verzichtet er auf seinen Umstieg in den Aufsichtsrat des Instituts. Im Mai 2012 verlässt er die Deutsche Bank. Seine Begründung: Die extrem herausfordernden Verhältnisse auf den internationalen Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld verlangen seine volle Aufmerksamkeit als Vorsitzenden des Vorstands der Bank.

Ausreden haben schon besser geklungen. Denn Ackermann ist nicht dumm. Er weiß, dass sein Weg zum Scheitern verurteilt gewesen wäre und zieht nun lieber selbst die Reißleine. Besser für ihn und besser für andere. Seit er im Mai 2002 in den Vorstand der Deutschen Bank aufstieg, hat die Aktie fast 60 Prozent verloren. Heute ist der Weg frei für die Doppelspitze unter Deutschland-Chef Jürgen Fitschen und Investmentbanking-Vorstand Anshu Jain - zwei Finanzexperten, ein Hoffnungsschimmer.

Ackermann ist hart im Nehmen. Nicht nur bei seinen Millionengagen. Während des Mannesmann-Prozesses 2004 bis 2006 konnte ihn selbst der brutalste öffentliche Gegenwind nicht dazu bewegen, als Vorstandschef abzudanken. "Teufelszeug" nannte er während der Lehman-Krise die Staatshilfe für Banken und ließ damit selbst hochrangige Politiker erstarren.

Diesmal reagiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble prompt, indem er die überraschende Kehrtwende Ackermanns begrüßt. Es sei nicht vorgesehen, dass der Vorstandsvorsitzende in das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden wechselt. Gegen die Corporate Governance zu verstoßen, hätte bei Ackermann wenig überrascht. Vielmehr geht er vor den Aktionären in die Knie: Der Gesetzgeber hat den direkten Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat 2009 verboten, 25 Prozent der Aktionäre hätten das Verbot auf einer Hauptversammlung zwar aushebeln können, doch dieser Stimmen konnte sich Ackermann nicht sicher sein.

Das lässige V-Zeichen Josef Ackermanns am Ende des Mannesmann-Prozesses hat bis heute böse Symbolkraft. Einer der "bekanntesten und verdiensteten" Banker Deutschlands wird nicht hart aufschlagen. Der nächste Chefsessel wartet sicher schon. (derStandard.at, 15.11.2011)