Paris - In Frankreich hat am Dienstag der erste Piratenprozess begonnen, bei dem sich sechs Männer wegen der Entführung eines französischen Ehepaars vor drei Jahren verantworten müssen. Die sechs Angeklagten erschienen schwarz gekleidet vor dem Pariser Geschworenengericht. Die Männer im Alter zwischen 21 und 35 Jahren hatten im September 2008 vor Somalia das Segelboot des Ehepaares gekapert und zwei Millionen Dollar (rund 1,4 Millionen Euro) Lösegeld verlangt.

Ein Sonderkommando der französischen Armee befreite die Geiseln gut zehn Tage nach der Entführung und tötete dabei einen der Kidnapper. Die anderen sechs Entführer, von denen einer damals noch minderjährig war, wurden festgenommen.

In Deutschland begann vor einem Jahr der erste Prozess gegen somalische Piraten, die einen deutschen Frachter angegriffen hatten. Auch in anderen Ländern gab es bereits ähnliche Verfahren. Nach Angaben des internationalen Schifffahrtsbüros erreichte die Zahl der Piratenüberfälle in diesem Jahr mit 352 bis September einen neuen Höchststand; mehr als die Hälfte davon ging auf das Konto somalischer Täter.

Da einer der festgenommenen Männer zur Tatzeit minderjährig war, findet des gesamte Prozess vor einem Jugendstrafgericht statt. Nach Verlesung der Anklage entschied der Richter, dass der Prozess öffentlich sein werde. Der zum Zeitpunkt seiner Festnahme minderjährige Somali habe dagegen keine Einwände geäußert. Die Angeklagten behaupten, sie hätten kaum eine Rolle bei der Entführung gespielt oder seien dazu gezwungen worden. Ein Urteil wird nicht vor Ende November erwartet. Insgesamt befinden sich nach Angaben der Zeitung "Le Parisien" noch 22 somalische Piraten in französischer Haft. Sechs von ihnen sollen sich im Mai wegen ihrer Beteiligung auf den Überfall eines Kreuzfahrtschiffes vor Gericht verantworten. (APA)