Weltweit rund neuneinhalb Zettabyte Daten haben Server in Unternehmen im Jahr 2008 verarbeitet, besagt eine Studie der University of California San Diego. Nur zur Verdeutlichung: "Zetta" steht dabei für eine Trilliarde, also eine Zahl mit 21 Nullen, die selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise noch nie genannt wurde, weil kein Staat der Welt so große Schulden machen kann. Allerdings, mutmaßen nun vorsichtige Schätzungen, sind 90 Prozent aller globalen Daten überhaupt erst in den vergangenen zwei Jahren - also nach 2008 - entstanden.

Verbunden mit dieser Datenexplosion sind freilich enorme Kosten, wenn die Bestände nicht sinnvoll strukturiert werden. So geht etwa die Unternehmensberatung McKinsey davon aus, dass alleine die öffentliche Verwaltung in Europa jährlich zwischen 150 und 300 Milliarden Euro einsparen könnte, wenn neue Technologien zur Verarbeitung dieser riesigen Datenmengen verwendet würden.

Gemeinsam aufarbeiten

Thematisiert haben dieses hohe Wertschöpfungspotenzial zuletzt auch rund 20 internationale Experten im Rahmen des Future Internet Symposiums am 8. und 9. November in Wien. Und es wurde auch gleich etwas dafür getan, um diese Ressourcen hierzulande urbar zu machen. Eine Gruppe von Wissenschaftern gab auf der Konferenz die Gründung einer neuen Forschungsplattform bekannt: Von nun an soll sich in Österreich der Verein Digital Networked Data mit diesem komplexen Feld beschäftigen und bald intelligente Strategien für die Aufarbeitung dieser Daten entwickeln.

Das Forschungszentrum Telekommunikation Wien (FTW), das die Plattform in Kooperation mit weiteren wissenschaftlichen Partner wie der TU Wien gegründet hat, will auch sicherstellen, dass sich heimische Forscher im Bereich vernetzter digitaler Daten einen Vorsprung verschaffen. Gesucht werden nun Methoden für die Analyse, die Vernetzung, die Strukturierung und die Visualisierung der Serverbestände.

Wie es überhaupt zu diesem massiven Ansammeln von Daten in den vergangenen Jahren kommen konnte, analysiert Wolrad Rommel, leitender Direktor des FTW und Gründungsmitglied von Digital Networked Data: "Zum einen hat die Dynamik des Internets weiter zugenommen, zum anderen ist wohl auch die starke Verbreitung von Smartphones dafür verantwortlich." Neuere Entwicklungen wie das Cloud-Computing seien allerdings bereits eine Gegenstrategie, um die Datenmassen wieder besser in den Griff zu bekommen.

Um zu erklären, welche Wege darüber hinaus zielführend seien, zitiert Rommel ein aktuelles britisches Strategiepapier. Darin wurde unter anderem festgehalten, dass vor allem offene Systeme, im Gegensatz zu vielen einzelnen, oftmals zu spezialisierten, großes Einsparungspotenzial in der Verwaltung bergen. Offene Systeme hätten nämlich den großen Vorteil, dass notwendige Evolutionen der Architekturen einfacher und effizienter zu gestalten seien. Für Österreich würde sich demnach eine Art Bundesplattform für geteilt genutzte Verwaltungsdaten anbieten, in der nicht jede einzelne Einheit ein isoliertes System benutzt.

Datenbanken zusammenlegen

"Unternehmen sollen sich in Zukunft überlegen, beim Managen von Daten strategisch mit anderen zusammenzuarbeiten", beschreibt Rommel den Grundgedanken der Plattform Digital Networked Data. Als Beispiel nennt er den Verkehrssektor. So sollten die teilweise noch sehr unterschiedlich strukturierten Datenbanken - etwa von Verkehrsbetrieben - auch deshalb gebündelt werden, weil die Informationen für Fahrgäste dadurch verbessert werden könnten.

Freilich ergeben sich mit dem Zusammenlegen von gespeicherten Informationen immer auch Bedenken in Bezug auf die Sicherheit. "Am Datenschutz selbst sollte aber keinesfalls gerüttelt werden", stellt Rommel klar. Ziel muss es vielmehr sein, dass gebündelte Datenströme mehr Effizienz oder zusätzliche Dienste bringen - allerdings ohne Rückschlüsse auf die Benutzer dieser Daten zu ermöglichen. (saum/DER STANDARD, Printausgabe, 16.11.2011)