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Roberto Formigoni (64) hat seine politische Karriere bei den Christdemokraten begonnen. Das Mitglied von Berlusconis "Popolo della Libertà" wurde 2010 als Regionalpräsident zum vierten Mal wiedergewählt.

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Der Präsident der Region Lombardei, Roberto Formigoni, sieht in der Übergangsregierung Monti die einzige Lösung, um Italien aus der Krise zu holen. Thesy Kness-Bastaroli sprach mit ihm in Mailand.

Standard: Was ist Ihre Meinung zu dem Regierungswechsel?

Formigoni: Ich habe den Regierungswechsel unterstützt. Wichtig für Italien ist, die internationale Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen. Und Professor Monti genießt mit seiner erfolgreichen Tätigkeit als EU-Kommissar ein hohes internationales Ansehen.

Standard: Ist der Nationalökonom Monti tatsächlich die geeignete Person, um Italien aus der Krise zu holen?

Formigoni: Es gibt derzeit keinen Besseren.

Standard: Könnte Monti, als Ex-Berater von Goldman Sachs, möglicherweise zugunsten der Investmentbanken agieren?

Formigoni: Monti hat sich auch von den multinationalen Konzernen wie Microsoft bei seiner Tätigkeit als EU-Kommissar nicht beeinflussen lassen, umso weniger wird er jetzt dem Einfluss der Investmentbanken unterliegen.

Standard: Ist ein reines Techniker-Kabinett gut für das Land?

Formigoni: Ich habe dafür plädiert, dass auch Politiker in der Regierung vertreten sind. Aber ich schließe mich der Linie meiner Partei an, die keinen politischen Vertreter in der Regierung wollte.

Standard: Wie lange wird die Regierung im Amt bleiben. Wann rechnen Sie mit Neuwahlen?

Formigoni: Zuerst muss Professor Monti sein Schuldenabbau- und Reformprogramm umsetzen. Das benötigt Zeit. Es ist absolut verfrüht, bereits jetzt von Neuwahlen zu sprechen. Das Mandat läuft im Frühjahr 2013 aus.

Standard: Schafft es Italien, die Rezession in Kürze zu überwinden?

Formigoni: Das hängt nicht nur von Italien ab. Wenn es Monti gelingt, den Schuldenabbau voranzutreiben und Wachstumsimpulse zu setzen, sind die Chancen günstig.

Standard: Wie sieht die Situation in der Lombardei aus?

Formigoni: Hier ist das Wachstum höher und die Arbeitslosenrate niedriger als im italienischen Schnitt. Zwei Drittel aller ausländischen Investitionen werden in der Lombardei getätigt. (DER STANDARD Printausgabe, 17.11.2011)