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Keiner der Zertifikate-Anbieter ist auf der "dunklen Seite der Macht", betonte ÖGNI-Präsident Kaufmann.

Foto: Reuters/Prakash

"LEED" oder "breeam", "ÖGNI" oder das EU Green Building Zertifikat? Oder ganz etwas anderes? - Professionelle Beobachter halten es längst für einen Wildwuchs, was sich auf dem Sektor der Zertifizierungen für "nachhaltige" Gebäude abspielt (Erklärungen siehe hier). Einen Wildwuchs, der aber gar nicht so viel Unmut erzeugt, wie dieses Wort eigentlich glauben machen könnte. "Hauptsache ist, dass es irgendein Zertifikat gibt - dann sind die Kunden schon zufrieden", bekannte etwa Andreas Ridder, Österreich-Geschäftsführer des weltweit tätigen Immobiliendienstleisters CB Richard Ellis, am Dienstagabend auf einer Podiumsdiskussion zum Thema Zertifikate.

LEED Gold = ÖGNI/DGNB Silber

Das Problem daran nannte er dann schon im nächsten Atemzug: "Oft wird halt (von den Bauherren, Anm.) nur das 'billigste', also das am leichtesten zu erreichende Zertifikat gewählt." Als dieses gilt gemeinhin das nordamerikanische LEED-System, das von Architekt Christoph M. Achammer erst vor wenigen Tagen als System "auf Volksschulniveau" bezeichnet wurde. Die Anforderungen für eine Auszeichnung "nur" in Silber nach ÖGNI/DGNB würden nach dem LEED-System für Gold reichen, das ging aus einem Vergleich der Systeme hervor.

ÖGNI-Präsident Philipp Kaufmann, der auch zu den Initiatoren der IG Lebenszyklus Hochbau zählt, wollte jedenfalls mit einem kleinen Seitenhieb auf den martialischen Titel der Diskussionsveranstaltung ("Krieg der Gebäudezertifikate") eines ganz klar hervorheben: "Keiner ist auf der dunklen Seite der Macht. Wir sind alle auf der guten Seite. Wir wollen die Brüche zwischen Bauen und Bewirtschaften in den Griff bekommen."

"Amerikaner wollen LEED"

Porr-Vorstandschef Karl-Heinz Strauß berichtete, dass sein Unternehmen insbesondere in Osteuropa Neubauten oft nach LEED zertifizieren lässt, was aber primär von den Investoren abhänge: "Amerikanische Investoren wollen eben LEED."

Ein großes Thema werde künftig jedenfalls auch die Zertifizierung von Bestandsgebäuden sein, zumal Mieter von Gewerbeimmobilien schon in absehbarer Zeit Zertifikate wohl eher als Selbstverständlichkeit denn als nette Draufgabe ansehen würden, so der Tenor. "Der Mieter ist nicht bereit, mehr zu zahlen", sagte Kaufmann unter Bezugnahme auf mehrere Studien. Ganz im Gegenteil: Das Fehlen eines Gebäudezertifikats könnte schon bald zu einem notgedrungenen Absenken der Mietpreise führen. Die CA Immo hat auf diesen Trend bereits reagiert und im Vorjahr ein hausinternes Instrument entwickelt, das sich CAST ("CA Immo Sustainability Tool") nennt und der Analyse und Bewertung der Nachhaltigkeit von Bestandsgebäuden dienen soll, wie Asset Manager Gernot Weingraber erklärte. (map, derStandard.at, 17.11.2011)