Das Kerosin ist zu teuer für die Comtel Air: Die Fluggäste werden aufgefordert, Geld für den Rückflug zu sammeln.

Foto: Comtel Air

Wien - Das Zahlungsfiasko rund um die Amritsar-Flüge könnte die österreichische Fluglinie Comtel Air in die Pleite stürzen, sagte heute Geschäftsführer Richard Fluck. "Wir haben aus dem operativen Geschäft Schulden von 700.000 Euro." Ob die Airline Konkurs anmelden muss, soll sich bis Mitte nächster Woche entscheiden.

Das Ausmaß der Zahlungsschwierigkeiten wird erst langsam bekannt. Mehr als zwei Drittel der Comtel-Passagiere sind noch in Indien. "Wir haben seit Oktober 3.300 Passagiere nach Amritsar geflogen, erst 800 bis 1.000 davon haben den Rückflug angetreten," so Fluck. Damit sind noch mehr als 2.000 britische Inder, die Rückflug-Tickets von Comtel Air haben, auf Heimaturlaub in Nordindien. Fluck kündigte an, nach London zu reisen, um mit den englischen Luftfahrtbehörden "eine geordnete Rückreise" zu organisieren. Die betroffenen Passagiere sollen auf andere Fluggesellschaften umgebucht werden. Das sei frühestens nächste Woche möglich.

Bangen um Reiseveranstalter

Comtel Air habe wegen der Spritkosten und nicht bezahlter Landegebühren 700.000 Euro Schulden. Der Reiseveranstalter Astonbury Limited schuldet Comtel Air aber noch an die 800.000 Euro. Falls der Reiseveranstalter pleitegeht, stehe auch Comtel Air an der Kippe. Auf die österreichische Airline könnten außerdem noch Entschädigungsforderungen in der Höhe von 300.000 Euro zu kommen, rechnete Fluck vor.

"Wir wollten eine neue österreichische Airline aufbauen," erklärte Fluck. Das ist fünf Wochen nach dem Erstflug gehörig schiefgelaufen. Die Kapitaldecke sei zu gering gewesen, resigniert Fluck. Es habe Interesse von Investoren gegeben, diese seien jetzt verschreckt worden.

In britischen Medien hat sich auch der Comtel-Miteigentümer Kandra Bhupinder zu Wort gemeldet. Im BBC Radio versprach er, den Fluggästen ihr Geld rückzuerstatten. Dass Comtel bankrottgeht, schloss er aus. Fluck sagte , dass Bhupinder nicht für die Comtel Air sprechen könne. Er sei lediglich zehnprozentiger Gesellschafter der Golden Air GmbH, die 75 Prozent der Anteile an Comtel Air besitzt. Bhupinder war bereits in der Vergangenheit mit Airline-Projekten nach Amritsar gescheitert.

In Großbritannien kämpfen die Passagiere, die nach der stundenlangen Odyssee in Wien am Dienstag doch noch in Birmingham gelandet sind, jetzt darum, ihr Geld zurückzubekommen. Gute Karten, haben dabei, so britische Medien, Passagiere, die eine Pauschalreise gebucht hatten. Durch die Finger schauen könnten Kunden, die nur die Flüge gebucht hatten.

Handyvideos

Von den tumultartigen Szenen an Bord der Boeing 757 am Flughafen Wien-Schwechat sind in der Zwischenzeit auch Handyvideos aufgetaucht. Mit den Worten "wir brauchen euer Geld, um den Sprit und den Flughafen zu bezahlen" richtete sich am Dienstag eine Flugbegleiterin in einer Durchsage an die Passagiere. Auch auf Facebook gibt es inzwischen eine Protestgruppe unter dem Namen "Comtel Air Disaster".

Die österreichische Bedarfsfluggesellschaft, die erst seit eineinhalb Monaten von Birmingham via Wien nach Amritsar fliegt, hat am Dienstag den Flugbetrieb vorerst einstellen müssen, nachdem Leasingraten nicht bezahlt worden waren. Die Passagiere mussten 23.400 Euro in bar zusammenkratzen, damit der Pilot nach Birmingham weiterfliegt. (APA)