Amman - In der nordjordanischen Stadt Ramtha unweit der syrischen Grenze ist es in der Nacht auf Donnerstag zu schweren Ausschreitungen gekommen, in deren Verlauf aufgebrachte Demonstranten den Amtssitz des Provinzgouverneurs und das Gerichtsgebäude sowie eine Anzahl von Fahrzeugen in Brand steckten. Ausgelöst wurden die Unruhen durch den angeblichen Selbstmord eines zwanzigjährigen Jordaniers, der sich zusammen mit zwei syrischen Staatsangehörigen in Polizeigewahrsam befand. Die Regierung in Amman bot verstärkte Sicherheitskräfte auf, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Nach Angaben aus Polizeikreisen soll der junge Jordanier die beiden Syrer mit einem Waffenhändler zusammengebracht haben. Sie seien dabei vom Militärgeheimdienst beschattet und dann festgenommen worden. In den vergangenen Wochen war es in mehreren Städten des Königreichs zu Demonstrationen gegen die Regierung gekommen. Die islamistische Opposition betrachtet die von König Abdullah II. versprochene Verfassungsreform als nicht ausreichend. Nach blutigen Zusammenstößen hatte der König eine neue Regierung eingesetzt und einen Reform-Dialog mit der Opposition versprochen, deren stärkste Kraft die als Islamische Aktionsfront auftretenden Muslimbrüder sind.

Die Proteste in mehreren Städten gingen sowohl von der islamistischen Opposition als auch von Gewerkschaften und linksgerichteten Organisationen aus. Bis zu 200 Personen waren vor dem jordanischen Staatssicherheitsgerichtshof wegen „terroristischer Handlungen" angeklagt worden. Zahlreiche Festnahmen erfolgten nach den schweren Unruhen, die Mitte April in der Staat Zarqa ausgebrochen waren. Nach Darstellung der jordanischen Regierung handelt es sich bei den Festgenommenen um fundamentalistische Salafisten, die bei den Protesten gewaltverherrlichende Parolen gerufen haben sollen. Im Verlauf der Unruhen hatten sie sich der großen Moschee von Zarqa bemächtigt. (APA)