Harry Rowohlt, "Rumba, Rumba, Rumba ist modern. Live-Lesung in Göttingen". € 19,90 / 112 min. Kein & Aber, Zürich 2011

Foto: Kein & Aber

Scherz und Satire, Ironie und artistische Kalauer aus höheren Lachsphären. Dazu noch irische Guinness-Krimis, Alices Wunderland und A. A. Milnes Pu der Bär. Zwei Schuss Robert Gernhardt. Plus Lindenstraße. Das als den literarisch-sprachlichen Kosmos des 1945 in Hamburg geborenen und noch heute dort lebenden Übersetzers, Kolumnisten und Rezitationskünstlers Harry Rowohlt zu bezeichnen, griffe zu kurz.

Dass er heute live nicht mehr gar so häufig zu erleben ist, verdankt er einer bösartigen Nervenkrankheit, dass wir ihn immer noch hören können, verdanken wir der Erfindung des Tonbandes. So auch seinen höchst gelungenen Divertimenti-Abend in Göttingen im April dieses Jahres. Selten dürfte man einen noch alle Gedanken im Gehirnkasten habenden Sprachkünstler so wie ihn erleben, der heutzutage so gekonnt divertimentierend abschweift. Der die bräsige Fettlebedummheit der Medien so stimmig karikiert. Und der seine vokalen Exkurse, intellektuellen Exkursionen und pointierten Satzschleifen in ein vom lieben Gott und von gutem Whiskey derart einprägsames tiefer gelegtes Basstimbre kleidet.

Der Höhepunkt der gesamten, von routinierten Harry-Rowohlt-Sagern nicht ganz freien Lesung ist das Finale, ist seine grandiose Interpretation des hektisch-abgründigen Monotelefontheaterdramas Knolls Katzen von Jan Neumann. (Alexander Kluy  / DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.11.2011)