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Wen versus Obama.

Fotos: EPA/SONNY TUMBELAKA/POOL, EPA/MADE NAGI; Montage: derStandard.at

Die beiden umstrittenen Inseln.

Grafik: derStandard.at/StepMap

Nusa Dua - In einem kaum verschleierten Angriff auf die USA hat Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao Washington vor Einmischung in Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer gewarnt. Der Disput zwischen China und fünf anderen Ländern um rohstoffreiche Seegebiete müsse unter den Betroffenen selbst gelöst werden, sagte Wen am Freitag beim Gipfeltreffen der zehn Mitglieder der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN) mit China in Nusa Dua auf der Insel Bali in Indonesien. "Außenstehende Kräfte sollten sich unter keinen Umständen einmischen", sagte Wen.

US-Präsident Barack Obama hatte in den vergangenen Tagen ein stärkeres Engagement der USA in Asien angekündigt. Die USA haben ihre Interessen mehrfach deutlich gemacht, weil durch das strittige Gebiet wichtige Schifffahrtsstraßen verliefen. Obama war auch Gast beim ASEAN-Gipfel in Indonesien. Er traf die Staats- und Regierungschefs aber separat.

Auch andere Länder erheben Anspruch

Auf das umstrittene Gebiet erheben neben China und Taiwan auch die ASEAN-Mitglieder Philippinen, Malaysia, Brunei und Vietnam teilweise Anspruch. China betrachtet das Südchinesische Meer als Territorialgewässer und nennt seine Ansprüche selbst auf Tausende von Kilometern vom Festland entfernt gelegene Inselgruppen nicht verhandelbar. China, Taiwan und Vietnam beanspruchen die Hoheit über alle Paracel (Xisha)- und Spratly-Inseln (Nansha). Die Philippinen, Malaysia und Brunei fordern Teile der Spratlys für sich. Auch Indonesien ist in den Konflikt verwickelt, weil sich der chinesische Anspruch mit der 200-Meilen-Wirtschaftssonderzone um die indonesische Insel Natuna überschneidet. Dort liegt eines der größten Erdgasvorkommen der Welt.

Das Südchinesische Meer ist ein Randmeer des Pazifischen Ozeans und etwa 1,7 Millionen Quadratkilometer groß. In ihm befinden sich mehr als 200 zumeist unbewohnte Inseln, Felsen und Riffe. China beschleunigt seit Jahren die Aufrüstung seiner Streitkräfte. In der konsequenten Stärkung des Militärapparats und dem regen Wirtschaftswachstum glauben westliche Experten Vorboten eines chinesischen Machtausbaus im pazifischen Raum zu erkennen. Der Streit um die Abgrenzung der Territorialgewässer und die Nutzungsrechte der maritimen Bodenschätze hat sich im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich verschärft. Das Konfliktpotenzial ist in Anbetracht der wirtschaftlichen Aspekte beträchtlich.

Das vom chinesischen Parlament verabschiedete Gesetz über die Territorialgewässer hatte auch zu einer scharfen Kontroverse mit Japan um die Inselgruppe Senkaku (Diaoyu) nordöstlich von Taiwan im Ostchinesischen Meer geführt. Nach Ansicht amerikanischer Experten könnte es im Süchinesischen Meer zu einem Konflikt kommen, falls China die Schifffahrtswege bedrohen und die USA etwa auf Ersuchen der Philippinen einschreiten sollten. (APA)