Wien - Der 2012-Hype kann auch zum Anlass genommen werden, eine bemerkenswert lange Parade an apokalyptischen Vorhersagen im Rückblick zu betrachten. Denn das Prophezeien des Weltuntergangs ist keinesfalls eine moderne Erfindung - bereits in der Antike gab es Entsprechendes. Das stete Ausbleiben der Katastrophe entmutigte aber weder Theologen, Astronomen und Wahrsager noch deren Anhänger, die den teilweise hochgradig skurrilen Prognosen Glauben schenkten.

500 - Der römische Kirchenschriftsteller und Gegenpapst Hippolytus geht davon aus, dass die Erde 5.500 vor unserer Zeitrechnung erschaffen wurde und insgesamt 6.000 Jahre alt werden würde - nicht das letzte Mal, dass der "magische" Ziffernwechsel auf ein rundes Datum zum Anlass für das vermeintliche Weltenende herangezogen werden sollte.

999/1000 - Papst Sylvester II verkündet, dass um Mitternacht des 31. Dezembers 999 die Welt untergehen wird. Die Christenheit verfällt in Hysterie. Sylvester erklärt danach, seine Gebete hätten den Untergang verhindert.

1033 - Nun soll es tatsächlich so weit sein: Man dürfe nicht Christ Geburt als Ausgangspunkt nehmen, sondern seine Kreuzigung. Also müsse man 33 Jahre dazuzählen. Ein weiterer Fehlschlag, trotz sommerlicher Sonnenfinsternis über Europa.

1186 - Der Astronom Johannes von Toledo sagt 1179 voraus, dass der Weltuntergang sieben Jahre später mit Erdbeben und Stürmen eingeläutet würde. Im September dieses Jahres stehen sämtliche Planeten im Zeichen der Waage - ein sicheres Zeichen für das kommende Ende. In Europa bricht wieder einmal eine Massenhysterie aus. In Deutschland werden Unterstände gegraben, der Kaiser von Byzanz lässt alle Fenster seines Palasts vermauern. Die Wetterlage bleibt durchschnittlich.

1524 - Mehrere Astronomen setzen für den 1. Februar den Weltuntergang fest, da sich die Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild der Fische treffen - ein untrügliches Zeichen für eine Sintflut. 20.000 Londoner fliehen auf die umliegenden Hügel, um Gott beim Ende der Welt näher zu sein; so mancher erkältet sich dabei.

1532 - Martin Luther verkündet für dieses Jahr den Weltuntergang. Als dieser ausbleibt, soll es dann 1538 und schließlich 1541 so weit sein. Danach legt er sich nicht mehr fest.

1533 - Der deutsche Theologe Michael Stifel deutet mit der sogenannten "Wortrechnung" Texte und Buchstaben der Bibel mathematisch und präsentiert sein Ergebnis: Am 19. Oktober 1533 um 8.00 Uhr kommt das Ende. Als der Untergang nicht eintrifft, wird er für vier Wochen festgenommen. Die Redewendung "einen Stiefel (zusammen-)rechnen" geht auf ihn zurück.

1814 - Miss Southcott, eine 64-jährige Jungfrau, glaubt, mit dem neuen Messias, Shiloh, schwanger zu sein. Kurz nach seiner Geburt würde die Welt untergehen, lediglich ihre Anhänger würden gerettet. Diese werden enttäuscht, als die Seniorin stirbt, ohne ein Kind geboren zu haben. Ihre mehr als 100.000 Anhänger entscheiden jedoch kurzerhand, dieses sei in den Himmel gefahren und würde später zurückkehren.

1874 - Taze Russell, Gründer der Zeugen Jehovas, sagt den Weltuntergang voraus - und verlegt diesen "enttäuscht" auf den 1. Oktober 1914. Auch einige weitere Termine verstreichen ohne das prophezeite Ende.

Mai 1910 - Der Halleysche Komet nähert sich der Erde. Hysterie bricht aus: Tausende in Europa versammeln sich in Kirchen und beichten ihre Sünden, Hunderte begehen Selbstmord, andere verschenkten Haus und Hof oder - die bessere Wahl - geben sich Vergnügungen hin.

1969 - Für Charles Manson steht fest, dass die Welt 1969 untergeht. Er behauptet, die Beatles wären Engel der Apokalypse und ihre Songs wie "Helter Skelter" oder "Revolution Number 9" enthielten kryptische Botschaften über die Zukunft.

1997 - 92 Prozent der 120.000 Mitglieder der Internationalen Hellsehervereinigung haben die selbe Vision: Ende 1997/Anfang 1998 sollen die Religionen einen Aufschwung erhalten, die Meere kleiner, die Wüsten größer werden. Das Wetter würde verrückt spielen, die Naturgesetze nicht mehr gelten und Dämonen erscheinen. 2001 wäre die Menschheit endgültig vernichtet - zehn Jahre später begrüßt sie ihr siebenmillliardstes Mitglied.

März 1998 - 150 Mitglieder der christlich-buddhistischen Sekte "God's Salvation Church" aus Taiwan versammeln sich in Garland, Texas. Sie gehen davon aus, dass Gott dort am 25. März auf Kanal 18 eine Fernsehansprache halten würde. Wenige Tage später, am 31. März um 10.00 Uhr, sollte er als Mensch erscheinen. Dabei würde er das Äußere des Sektenführers Hoh-Ming Chen annehmen. Im Fernsehen kam jedoch ein anderes Programm.

1998 - Die "Church of SubGenius" glaubt, dass der 5. Juli der langersehnte "X-Day" sei. Außerirdische würden vom Planeten XISTS landen und die Auserwählten auf die Raumschiffe des Sexgottes beamen. Der Rest der Bevölkerung würde anschließend sehr, sehr langsam vernichtet werden. Als der "X-Day" nicht eintrifft, hat der Hohepriester eine Antwort parat: Leider sei das Artefakt, auf dem das Datum vermerkt sei, auf den Kopf gestellt worden - nicht 1998, sondern 8661 sei das korrekte Jahr.

Juli 1999 - Prophezeiung des Nostradamus, Vers 10/72: "Jahr Neunzehnhundert Neunundneunzig, im siebten Monat/ wird vom Himmel der große Schreckenskönig kommen." Im Nachhinein lässt sich kein tatsächlich stattgefundenes Ereignis benennen, auf das die stets polyinterpretabilen Aussagen von Nostradamus abgezielt haben könnten.

2000 - Wegen des Jahreswechsels könnten wegen der in vielen Computersystemen eingesetzten zweistelligen Jahreszahl "00" sowohl das Jahr 1900 als auch das Jahr 2000 bezeichnet werden. Das wäre eine inakzeptable Mehrdeutigkeit eines Wertes. Entsprechende Katastrophen werden wegen des "Millennium-Bugs" ("Y2K-Bug) vorhergesagt: Rechnerabstürze würden sicherheitsrelevante Bereiche (Banken, Industrie, Kraftwerke oder Atomwaffen) fehlschalten oder lahmlegen. Die Verantwortlichen haben jedoch vorgebeugt.

2003 - In Eatonton, südöstlich von Atlanta, haben sich 80 Afroamerikaner unter ihrem "Chief" Black Eagle Malachi York einen Zufluchtsort geschaffen: Tama-Re. Dort soll ein Raumschiff landen und 144.000 Auserwählte mitnehmen. Dieses bleibt jedoch aus.

2008 - Kritiker des Teilchenbeschleunigers LHC im Schweizer Genf befürchten bei der Inbetriebnahme des Geräts am 10. September das Entstehen Schwarzer Löcher im Mini-Format. Diese könnten die Erde zerstören.

21. Dezember 2012 - Ende einer Ära im Maya-Kalender und aktuell das Apokalypse-Thema schlechthin. Bei einem Online-Voting auf www.weltuntergang-2012.de stimmten bereits 200.000 Menschen darüber ab, ob an diesem Tag die Welt untergehen würde. 24,6 Prozent sagen Ja, 58,7 Prozent Nein. Der Rest nahm's pragmatisch und bekundete, sich erst am darauffolgenden Tag definitiv festzulegen.

2060 - Sir Isaac Newton kam durch die Auswertung von Bibelversen auf dieses Datum.

2076 - Einige Sekten erwarten den Weltuntergang im Jahr 1.500 des muslimischen Kalenders - laut christlicher Zeitrechnung wäre das 2076. (APA/red)