Moskau - Wegen seiner Forschungsarbeit über das Schicksal von Russland-Deutschen unter Sowjetdiktator Josef Stalin hat die russische Staatsanwaltschaft eine Verurteilung des Historikers Michail Suprun gefordert. Der Wissenschaftler habe mit seiner Datensammlung für das Deutsche Rote Kreuz in München und den Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland mit Sitz in Nürnberg gegen russisches Persönlichkeitsrecht verstoßen. Suprun solle deshalb zu einer Geldstrafe von umgerechnet 3.600 Euro verurteilt werden, teilte die Staatsanwaltschaft in Archangelsk im Norden Russlands am Freitag nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Die Strafzahlung solle aber ausgesetzt werden. Suprun soll Informationen über Tausende in sowjetische Straflager verschleppte Menschen illegal nach Deutschland weitergegeben haben, hieß es. Der Archivleiter Alexander Dudarew aus Archangelsk soll wegen der unrechtmäßigen Öffnung von Akten zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt werden. Menschenrechtler hatten gegen das Vorgehen der Behörden in der Stadt Archangelsk protestiert.
Die russische Forschungsstelle soll 40.000 Euro aus Deutschland erhalten haben. Mit ihrer Forschung hätten beide Männer ihre Vollmachten überschritten und "Familiengeheimnisse offengelegt", hieß es. Suprun sieht die Anklage als "Zerstörung seines Lebenswerks". Auch die frühere deutsche Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, hatte sich gegen die Vorwürfe gewandt. Russische Behörden behindern immer wieder die Aufarbeitung des blutigen Stalin-Terrors in Straflagern und verweigern die Öffnung der Archive. (APA/red)