Vatikanstadt - Die Apostolische Pönitentiarie, einer der drei obersten Gerichtshöfe der katholischen Kirche, öffnet ihr Archiv für die historische Forschung. Nach Angaben der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano" können Wissenschafter ab sofort die Aktenbestände der Kurienbehörde aus dem Zeitraum von 1409 bis 1890 einsehen, wie Kathpress meldet.

Die Pönitentiarie wird auch als "oberster Gnadenhof" bezeichnet. Ihr obliegen Entscheidungen in Gewissensfragen und die Gewährung von Ablässen. So befindet der vatikanische Gerichtshof etwa über den Nachlass von zeitlichen Sündenstrafen oder die Umwandlung von Verpflichtungen, die durch Gelübde entstanden sind.

Für Kirchen- und Sozialhistoriker

Im Archiv zugänglich sind fortan 745 in Leder gebundene Bücher sowie 1.065 Aktenpakete in 413 Schachteln. Hinzu kommen weitere 70 Bücher, die vor allem Ersuche um Dispense von Ehehindernissen enthalten. Ein kleiner, im Vatikanischen Geheimarchiv aufbewahrter Teil der Akten war bisher schon mit gesonderter Genehmigung der Pönitentiarie für Wissenschafter zugänglich.

Die Aktenbestände sind insbesondere für Kirchen- und Sozialhistoriker von großem Interesse. Sie erlauben sonst nur selten mögliche Einblicke in religiöse Mentalität, Frömmigkeitspraxis und Privatleben der Bevölkerung in der Frühen Neuzeit. (APA)