Kabul - Die Delegierten der Loya Jirga hatten dem Verbleib von US-Truppen über 2014 hinaus kaum ihren Segen gegeben, da flammten schon Proteste auf: In der ostafghanischen Provinz Nangarhar zogen am Sonntag 1000 Menschen auf die Straße, um gegen das geplante Militärbündnis mit den USA zu demonstrieren. "Wir wollen nicht für immer Sklaven Amerikas sein" , schimpfte einer der Demonstranten.

Die Proteste zeigen, wie brisant das "Strategische Abkommen" ist, über das die USA und Afghanistan verhandeln. Nach vier Tagen Beratungen hatte die große Ratsversammlung am Wochenende in Kabul den Plan von Präsident Hamid Karsai gestützt, den USA zu erlauben, bis 2024 Militärbasen und Soldaten im Land zu behalten - also weit über den offiziellen "Abzugstermin" 2014 hinaus.

Allerdings hatten die Delegierten den Verbleib der US-Truppen an über 50 Bedingungen geknüpft - ob diese "überraschend hart" sind, hängt von der Sichtweise ab. Wie zuvor Karsai verlangten auch die Delegierten, dass die USA ihre Nachteinsätze und Hausdurchsuchungen beenden. Diese sind bei den Afghanen verhasst, während die Nato sie als wirksamstes Mittel verteidigt, um Taliban aufzustöbern. Auch sollen die USA Gefangene und Militärgefängnisse an die Afghanen übergeben.

Fix ist, dass den USA einige Bedingungen nicht schmecken dürften. Damit schwinden die Chancen, dass das Abkommen bis zur Afghanistan-Konferenz in Bonn im Dezember fertig ist. Dabei gilt es als wichtigster Baustein für die Zukunft des kriegsgeschundenen Landes - und hat massiven Einfluss auf das Verhältnis zu den Taliban, zu den Nachbarländern und auf die Gelder, die die Regierung im Gegenzug für die Truppenstationierung erhalten soll. (möc/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2011)