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Werner Faymann ließ sich im Internet offenbar von seinen eigenen Leuten bejubeln

Foto: Reuters/Bader

Wien - Holpriger hätte der Start des Internetauftritts von Kanzler Werner Faymann ohnehin kaum verlaufen können - nun stellt sich heraus, dass es offenbar die eigenen Genossen waren, die Faymann mit gefälschten Profilen auf Facebook bejubelten.

Als das Magazin Datum vergangene Woche publik machte, dass "Marionetten-Accounts" Faymann im Netz die Mauer machen, dementierte das Angelika Feigl, Social-Media-Beauftragte im Bundeskanzleramt, entschieden. Sie wisse darüber nichts.

Jetzt stellt sich heraus: Ein übereifriges Team in der SPÖ-Bundesparteizentrale - genauer: aus der Sozialistischen Korrespondenz, dem SPÖ-Pressedienst - soll eine Reihe dieser Accounts gegründet haben, wie der Standard erfuhr. Mehrere Zeugen bestätigten dies unabhängig voneinander.

Gepostet wurde im Glauben, dem Kanzler einen Gefallen zu tun. In der SPÖ-Zentrale waren laut Standard-Recherchen mehrere Mitarbeiter damit beauftragt, die Profile zu erstellen und zu betreuen: Man wollte nichts dem Zufall überlassen, Faymann sollte auf Knopfdruck bejubelt werden können. Insgesamt fünf oder sechs solcher Accounts seien in der Löwelstraße erstellt worden.

Oliver Wagner, Kommunikationschef der SPÖ, weist das zurück. Die Profile seien angelegt worden, "um uns zu schaden". Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas ist stinksauer: "Das stimmt ganz sicher nicht. Wir haben nicht getrickst." Hier den Wahrheitsbeweis zu erbringen falle aber schwer. Die SPÖ habe ein dichtes Netzwerk auf Facebook, man sei auf gefälschte Profile nicht angewiesen. Mittlerweile wurden im Bundeskanzleramt alle gefakten Profile auf Faymanns Seite geblockt, der Kanzler tritt wieder ohne bezahlte Fans auf - und muss sich der virtuellen Wirklichkeit ohne organisierten Jubel stellen.

Aufgeflogen war der Schwindel, als sich herausstellte, dass Faymanns größte Fans auf Facebook keine andere Interessen als den Kanzler-Jubel hatten und nicht auf Freundschaftsanfragen reagierten. Profilbilder waren von Agenturen gekauft, die Personen existierten nicht.

Feigl versichert, dass Faymanns falsche Fans mittlerweile entfernt wurden, man wolle weder bezahlten Jubel noch organisierte Kritik. Es gehe darum, einen inhaltlichen Diskurs zu führen. Das gelingt dem Kanzler immer schwerer: Das Bekanntwerden seiner falschen Freunde hatte in den Internetforen Spott und Häme zur Folge. Darüber freut sich "Werner Failmann", der auf Facebook und Twitter den Kanzler parodiert. Gefälschte Jubelprofile - das wäre aber auch ihm nicht eingefallen. (nik, völ, DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2011)