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Karina Sarkissova bei einem Charity-Event. Wo die Ballerina derzeit auftaucht, ist Blitzlichtgewitter vorprogrammiert.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Donnerstagabend tanzte sie bei der "Black Swan Party" eines Juweliers in Wien 1. Nächsten Donnerstag krönt sie die "Galanacht der russischen Wirtschaft" in der Hofburg. Am 16. Dezember eröffnet sie am Stuhleck die Skisaison. Auch dazwischen wird sie präsent sein. In Wort und - vor allem - Bild: Ohne Karina Sarkissova geht in Österreichs Societypresse derzeit nichts.

Natürlich: Veranstalter könnten auch Rapper Sido buchen. Als Moderator, Showact oder Gast. Bloß: Sarkissova ist die sicherere Bank. Denn bei Sido muss man Ansagen wie "ihr Österreicher habt uns da mal einen rübergeschickt, der uns Ordnung beigebracht hat" (Donnerstagabend bei der Verleihung des ORF-Werbehahns) einkalkulieren. Die aus Russland stammende Solotänzerin der Wiener Staatsoper aber ist längst eklatfrei.

Charmant, schlagfertig, professionell und ätherisch schön schwebt sie durchs Blitzlichtgewitter, posiert mit Gastgebern und Produkten, strahlt - und kann gut lachen. Denn sie exerziert nicht bloß vor, wie man berühmt wird: Die am 26. September 1983 in Moskau geborene Mutter eines mittlerweile Zehnjährigen macht medial auch alles richtig.

Und zwar seit ihrem Aufstieg zum Star der Gesellschaftsspalten. Das Dauerabo auf Bildberichte über eine Tänzerin fußt ja nicht auf dem unstillbaren Hunger nach Ballett-News des Publikums. Spitzenschuhe erreichen die Masse nur auf Seite 5 - wenn die Trägerin das Trikot "vergisst".

Dass Sarkissova genau das tat, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Doch es brauchte zwei Anläufe zum Skandal: Erstmals im Frühjahr 2010 (im Magazin Penthouse) veröffentlicht, erregten die Bilder erst, als sie der Wiener im August brachte. Doch weil Wien Wien ist, wurden Scheinheiligkeit und Verlogenheit dabei noch durch Tollpatschigkeit übertroffen: Die Oper gab der Tänzerin die "Fristlose". Blöd nur, dass das rechtlich nicht ganz hielt. Noch blöder, dass just ihr Chef einst nackt posiert hatte.

Der Boulevard frohlockte: Eine Schöne in Nöten. Sarkissova spielte mit: weil sie um ihren Job kämpfte. Und weil sie Chancen sah, die ihr der "erlernte" Beruf nie geboten hätte.

Denn Berühmtsein rechnet sich. Sogar in Österreich: "Ich dachte immer, prominent sein beschränkt sich auf geliehene Diamanten", lachte Sarkissova Ende Oktober bei einer verspäteten Geburtstagsfeier. Freunde und Sponsoren überhäuften sie (vor laufenden Kameras) mit Herzeigbarem. "Bis auf weiteres" steht ihr nun etwa ein neues Auto "zur Verfügung". Obwohl sie derzeit doch eine Auszeit vom Ballett macht. Ihr Beruf kommt in Berichten über Sarkissova aber längst nur mehr als Rechtfertigungsinsert vor - obwohl sie gern darüber spricht. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2011)