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Ovationen für den Jahrhundertkicker.

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In der Südstadt wurde gestern schon gefeiert.

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Maria Enzersdorf - In der Badner Bahn von der Südstadt zurück nach Wien wurde am Samstagabend von den Fans die Ouvertüre zur großen Gala "100 Jahre Austria" am Sonntag in der Wiener Stadthalle gegeben. "Wir sind die Jungs aus Favoriten" kam es aus mit Bier und Glühwein geschmierten Kehlen. Auch von Mädels übrigens, denen es bisher fernlag, einen Antrag auf Erwähnung in der Austria-Hymne zu stellen.

Die feuchtfröhliche Reisegruppe wurde von dutzenden uniformierten Polizisten in der bummvollen Bahn begleitet. Diese stellten beeindruckende Gelassenheit zur Schau. Die im lautstarken Gesang verpackte Forderung nach mehr Frauen ("Wir wollen mehr Politessen!") wurde von den Polizisten ebenso stoisch zur Kenntnis genommen wie das Geständnis der Fans, ohne gültige Tickets zu reisen: "Wir fahren schwarz mit der Eisenbahn, dudei, dudei!"

Derzeit, und vor allem nach dem 3:0 bei der Admira, ist also alles eitel Wonne in der Austria-Familie. Die Wiener beherrschten das Spiel in der Südstadt über weite Strecken. Dem Gegner gelang es in keiner Phase, den Austrianern die Vorfreude auf die Jubiläumsshow zu vermiesen. Im Gegenteil: Erstmals ließen die Niederösterreicher - die seit 1. Oktober am Tabellenspitz stehen - durchblicken, dass sie eigentlich als Aufsteiger in die Saison gestartet sind. Es war die erste Pleite nach 13 Spielen ohne Niederlage.

"Wir haben sehr viel richtig gemacht, der Sieg war hochverdient", sagte Austrias Trainer Karl Daxbacher nach dem Lehrstück. Aus dem starken Kollektiv ragten Doppeltorschütze Nacer Barazite (8., 65.) und Tomas Jun hervor. Der Tscheche hatte mit der Admira-Abwehr seine Freud und bereitete das 3:0 durch Barazite mit einem Solo mustergültig vor.

Georg Margreitter setzte sich als zweiter Torschütze per Kopf in Szene (43.). "Wir müssen nicht nur die spielerische Überlegenheit zeigen, sondern auch die Resultate bringen", sagte der 23-jährige Vorarlberger. "Es ist wichtig, dass uns das gelungen ist." Gelungen ist der Austria mit Heinz Lindner im Tor auch die Revanche für die 2:4-Heimniederlage gegen die Admira am 28. August.

Mit dem Sieg sind die Wiener mit 26 Punkten bis auf einen Zähler an der Admira dran. Schon am nächsten Samstag hat die Austria im Heimspiel gegen Wiener Neustadt die Möglichkeit, sich zumindest kurzfristig die Tabellenführung zu sichern. In dieser Saison wäre das eine Premiere. Die Admira gastiert erst am Sonntag bei Sturm. Der Meister steckt in einer veritablen Krise und nach dem 1:3 in Wiener Neustadt weiter im Mittelfeld der Tabelle fest.

Ein Luxusproblem

Aber zurück zur Austria: Ein Luxusproblem tut sich bei all dem Jubel doch auf - im Sturm. Jun spielt in Topform. Barazite schloss an der Spitze der Torschützenliste zu Roland Linz auf, der gegen die Admira auf der Ersatzbank Platz nehmen musste. Beide halten bei sieben Treffern. Der interne Konkurrenzkampf könnte aber auch extern entschieden werden, Barazite spielt sich in die Auslage. "Ob wir ihn halten können, liegt mehr an Sportvorstand Thomas Parits als an mir", sagte Daxbacher über den von internationalen Klubs umworbenen 21-jährigen Niederländer.

Am Sonntag in der Wiener Stadthalle hatten Reiz-Themen keinen Platz, da war kollektives Kuscheln mit den Fans angesagt. Der Rückblick auf die 100-jährige Geschichte der Austria mit Stars von einst und jetzt war würdig. Und wenig überraschend darf sich ÖFB-Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska jetzt auch Jahrhundertkicker der Wiener Austria nennen.(David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe,