Rom - In Mailand hat am Montag ein Verfahren gegen drei Vertrauensleute des zurückgetretenen italienischen Premiers Silvio Berlusconi begonnen. Der Chefredakteur der Tagesschau TG 4, Emilio Fede, der Showgirl-Manager Lele Mora und die Regionalpolitikerin Nicole Minetti werden beschuldigt, Callgirls, darunter die minderjährige Marokkanerin Karima el-Marough alias „Ruby Rubacuori" ("Herzensbrecherin"), für ausschweifende Partys in der Villa Berlusconis bei Mailand vermittelt zu haben. Den drei Berlusconi-Vertrauten wird Beihilfe zur Prostitution vorgeworfen.

Auf wilden „Bunga-Bunga"-Partys in Berlusconis Villa in Arcore soll die Marokkanerin - wie weitere 32 junge Frauen - für Geld, Schmuck und Autos mit dem Medienzaren intim geworden sein, heißt es in der Anklage. Die Staatsanwälte führen vor allem abgehörte Telefongespräche und Aussagen der Mädchen ins Treffen. Der heute 19-jährigen Ruby kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Beim Verfahren am Montag beschloss das Gericht, dass die jungen Frauen, die an den Partys in Berlusconis Villa teilgenommen haben, als Nebenklägerinnen im Verfahren teilnehmen können. Sie können als Opfer der drei Angeklagten betrachtet werden, urteilte das Gericht. Die Rechtsanwälte der Angeklagten legten eine Liste von Zeugen vor, die ihre Mandanten entlasten sollten. Zu ihnen zählen unter anderem der Geschäftsführer des Berlusconi eigenen Fußballclubs AC Milan, Adriano Galliani, sowie der Vereinstrainer Massimiliano Allegri. Der Prozess wurde kurz vor der Eröffnung auf den 20. Jänner vertagt.

Am Mittwoch wird in Mailand auch der sogenannte Ruby-Prozess fortgesetzt, bei dem Berlusconi persönlich im Zusammenhang mit der Sexaffäre um die damals minderjährige Marokkanerin vor Gericht steht. Noch ist unklar, ob der Ex-Premier persönlich vor Gericht erscheinen wird.
Am 28. November wird außerdem der Prozess gegen Berlusconi wegen Bestechung des ehemaligen britischen Anwalts David Mills fortgesetzt. Dieser Prozess ist in die Endphase getreten und sollte spätestens Anfang nächsten Jahres zu Ende gehen. (APA)