Manuel Rubey in der Webserie "Fauner Consulting".

Foto: Georg Weissgram

Wien - Wer zu "Fauner Consulting" geht, ist selber schuld. Der Lebensberater für Probleme aller Art ist genau genommen selbst ein Fall für den Therapeuten: François Fauner lebt im Auto und braucht kein Geld, weil er meint, nur dann wirklich unabhängig sein zu können. Sein Leitsatz: "Arbeit ist für Menschen ohne Interessen." Klar, dass dieser Typus des Wiener Stadtneurotikers seine ganz spezielle Anziehungskraft hat. Schon bald stehen die Klienten Schlange.

Um 20.15 Uhr - wie im "normalen" Hauptabendprogramm - beginnt am Dienstag "Fauner Consulting", eine Serie über skurrile Beziehungsgeschichten im urbanen Alltagsdschungel. Das Besondere: Die zwölf- bis 15-minütigen Folgen laufen nicht im Fernsehen, sondern im Web.

Auf der Homepage fauner-consulting.at kommt jeden Dienstag ein neuer Film dazu, insgesamt zwölf Teile sind am Ende abrufbar.

"Fauner Consulting" entstand in völliger Eigenregie. Es war die pure Not, die Georg Weissgram veranlasste, die Serie für das Web zu drehen. Drei Drehbücher zu Spielfilmen hatte der 36-Jährige zuvor schon in der Tasche gehabt und Produktionsfirmen wie Förderstellen abgeklappert. Interesse: null. "Die meisten schickten nicht einmal Absagen", erzählt Weissgram.

Profis am Werk

Also entschied er, zusammen mit Schauspieler Manuel Rubey, sich über die risikoscheue Filmbranche hinwegzusetzen und sich vom ökonomischen Druck zu befreien: "Es war als Sommerprojekt geplant. Wir wollten uns wöchentlich treffen und einfach drauflos drehen", sagt Weissgram. Daraus wurde schließlich mehr.

Wie No-Budget sieht "Fauner Consulting" nicht aus. Das liegt an einem verdichteten Erzählstil und raffinierten Dialogarrangements, die im weitesten Sinn an Larry David in "Curb Your Enthusiasm" erinnern. Nicht zuletzt sind dafür die Profis verantwortlich, die Weissgram und Rubey gewinnen konnten: Als Klienten sind unter anderem Marion Mitterhammer, Simon Schwarz und Thomas Stipsits dabei. Die inspirierende Musik steuerte Bernhard Fleischmann bei. Hinter der Kamera stehen Robert Oberrainer und Leena Koppe, beide Diagonale-Preisträger. Alle arbeiteten ehrenamtlich mit, ohne Gage. "Ich wollte zeigen, dass es einen Weg gibt, abseits von Comedy und Kabarett. Etwas, das sich eher an der angelsächsischen Art, Geschichten zu erzählen, orientiert." Die hält er für "subtiler, origineller und unkonventioneller", und das probiert er in "Fauner Consulting".

Als mäßig talentierter Psychoexperte ist Lebensberater Fauner im Netz nicht allein. Der von ihm entwickelten "Expositionsmaßnahme" setzt der Kölner Therapeut Dr. Hanno Verbier seinen Klienten Gerd wieder und immer wieder aus. Gerd muss in der Onlineserie Tauchneurose, Vaterkonflikt, Alpträume überwinden. Der Kölner Doktor therapiert mit Floskeln ("Eine Therapie ist kein Spaziergang") und unverhohlenem Interesse an der Selbstdarstellung. Junge Filmemacher rund um den deutschen Jens Schillmöller zeichnen verantwortlich.

"Webtherapy" läuft mittlerweile im US-TV

"Webtherapy" mit Lisa Kudrow als störrischer Seelenschlosserin begann im Netz. Mittlerweile läuft die Serie im US-TV. Promis wie Courteney Cox, Meryl Streep und Jane Lynch unterzogen sich ihrer harschen Behandlung.

An österreichischen Serien stört Weissgram das Klischeehafte: "Man kommt an die Figuren nicht ran, deshalb bleiben sie oberflächlich." Mit "Fauner Consulting" will er die Branche "ein wenig wachstupsen". Und wenn das Fernsehen tatsächlich aufwachte? Hätte er Lust auf eine Fortsetzung im TV? Weissgram zögert nicht: "Ja, unbedingt!" (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2011)