Über all dem Gerede über eine grüne Wende in der Energiepolitik vergisst man gerne, wo nach wie vor die wirkliche Macht liegt und wo sie mangels radikalerer politischer Schritte auch auf absehbare Zeit bleiben wird: in den Händen der etablierten Energieversorger. In den Händen, die Energie aus Atomkraft, Öl und Gas verkaufen.

Die monumentalen Unfälle, die sich in der Öl- und Atomindustrie (Fukushima, Deepwater Horizon) häufen, tragen zur Konjunktur der Gaswirtschaft bei. Reporter Martin Leidenfrost blickte im Film "Gas Monopoly" (Sonntagabend auf ORF 2, verfügbar auf tvthek.orf.at) ...

Foto: ORF/Fischerfilm/Richard Ladkani

... hinter die Kulissen der Machtspiele um den Rohstoff Gas - das heißt, er versuchte es: Der Film dokumentiert vor allem die Unmöglichkeit, aus Vertretern der Konzerne oder der involvierten Politik ein paar klare Worte zu ihren strategischen Interessen, etwa zur Pipeline Nabucco oder zu ökologisch bedenklichen Fördermethoden ("Fracking"), herauszubekommen.

Egal ob in Aserbaidschan oder in der Türkei, bei der Gasprom in Russland oder bei der OMV in Wien - er holt sich bestenfalls ein paar Floskeln ab.

Foto: ORF/Fischerfilm/Richard Ladkani

Das heißt nicht, dass der Film keinen wesentlichen Beitrag leistet. Mit der persönlichen Perspektive Leidenfrosts, die er den Machtakkumulationen der Globalisierungsära entgegensetzt, gelingt eine zeitgemäße Doku über die Schauplätze der Gaswirtschaft, die nur dann abflacht, wenn zu viel Selbstinszenierung im Spiel ist.

Diktaturen, die durch den Ressourcenhandel überleben, Umweltschäden ohne Ende und eine hilflose EU-Politik malen ein deprimierendes Bild der Energieabhängigkeit. Warum es dennoch funktioniert? Weil es den meisten Menschen egal ist, solange die Heizung funktioniert. (Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2011)

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